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Nachgefragt
"Ich will ein Zeichen setzen"

Nicht zu übersehen: Friedemann Kahl wirbt in Genthin im Kirchenkreis Elbe-Fläming für sich und den Gang zur Wahlurne.  | Foto: privat
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  • Nicht zu übersehen: Friedemann Kahl wirbt in Genthin im Kirchenkreis Elbe-Fläming für sich und den Gang zur Wahlurne.
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Friedemann Kahl ist Pressesprecher der EKM in Magdeburg. Jetzt hat er sich „ein teures Hobby“ zugelegt, wie er sagt. Er kandidiert als parteiloser Bewerber für den Landtag in Sachsen-Anhalt. Mit Willi Wild sprach er über seine Beweggründe.

Warum kandidieren Sie als Einzelbewerber?
Friedemann Kahl:
Mich hat das Ergebnis einer Umfrage stutzig gemacht: Nur elf Prozent der Sachsen-Anhalter vertrauen noch Parteien. Das ist ein katastrophaler Wert. Die Parteien-Demokratie halte ich nicht mehr für zeitgemäß und für nicht zukunftsfähig. Auf kommunaler Ebene sind parteilose Abgeordnete seit Jahren selbstverständlich.
Ich habe deshalb entschieden, als Parteiloser für den Landtag zu kandidieren. Meine Chancen sehe ich realistischerweise eher gering, aber ich will damit ein Zeichen setzen: Man muss keiner Partei angehören, um politische Verantwortung zu übernehmen.

Wie wird man parteiloser Kandidat?
Das läuft über die Wahlstelle der Kreisverwaltung. Dort habe ich mich angemeldet. Normalerweise braucht man 100 Unterstützer, aber wegen der Kontaktbeschränkungen in der Pandemie musste ich nur 30 Menschen finden, die mich für wählbar halten.
Wenn dann der Wahlausschuss das "Okay" gibt, erscheint man als Einzelbewerber auf dem Wahlzettel. Nebenbei hat das den Vorteil, dass ich mir nicht überlegen muss, wo ich mein Kreuzchen mache. Ich kann mich ja jetzt selbst wählen. (lacht)

Wer unterstützt Sie?
Ich habe in Genthin, wo wir als Familie wohnen, Freunde und Bekannte gebeten, die teilweise wiederum andere angesprochen haben, ob sie mich unterstützen. Mich erreichten sogar Unterstützungsbögen von Leuten, die ich gar nicht kenne.

Was haben Sie für Ziele?
Wir müssen zunächst einmal Wege finden, jenseits der Parteien-Demokratie Menschen in die Parlamente zu bekommen. Die Parteien werden immer kleiner und damit auch die Auswahl an geeigneten Bewerbern. Da sehe ich den parteilosen Zugang als eine Form demokratischer Vielfalt an. Parteien sind ohne Zweifel wichtig, als Orte der Meinungsbildung und Strukturierung. Ich denke aber: Nur die Parteien, das ist zu wenig. Wenn in den Parlamenten auch Menschen ohne Parteibindung Sitz und Stimme haben, wird das die Diskussionen sicherlich beleben. Mit meiner Kandidatur werde ich die Demokratie nicht neu erfinden. Aber ich will einen Anstoß geben.

Warum sollte man Sie wählen?
Ich kandidiere im Wahlkreis Genthin, mit Tangermünde, Tangerhütte und Jerichow. Das ist ländlicher Raum. Wir sind vor fünf Jahren von Magdeburg hierhergezogen, und ich habe einen frischen Blick auf die Region. Die Stärkung des ländlichen Raums liegt mir am Herzen. 

Welche Rolle spielt Ihr kirchlicher Hintergrund?
Das christliche Menschenbild prägt mein politisches Handeln. Es ist gut evangelisch, die Hände nicht nur zum Beten zu falten, sondern auch etwas zu bewirken. Ich sehe mich auch in der Tradition der DDR-Bürgerrechtler, die auch keiner Partei angehörten und Impulse in die Politik eingebracht haben. Ohne die Situation heute mit der damaligen vergleichen zu wollen.

Mit welchem Wahlspruch treten Sie an?
„Gewohntes neu denken“, weil ich glaube, wir müssen das, was uns wichtig ist, mitnehmen in eine neue Zeit. Außerdem begleitet mich ein Spruch Luthers, der gesagt haben soll: „Die Welt ist wie ein betrunkener Bauer: Hebt man ihn auf der einen Seite in den Sattel, so fällt er auf der anderen wieder herab“. Das ist ein schönes Bild für politisches Handeln. Man kann die Welt gestalten und der Bauer muss immer wieder auf’s Pferd, damit er nach Hause kommt. Man darf ihn nicht auf der Erde liegen lassen.

Nicht zu übersehen: Friedemann Kahl wirbt in Genthin im Kirchenkreis Elbe-Fläming für sich und den Gang zur Wahlurne.  | Foto: privat
Friedemann Kahl  | Foto: privat
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