Rittertag in Stendal
Im Geist christlicher Nächstenliebe
Vom 20. bis 22. September lädt die Provinzial-Sächsische Genossenschaft der Johanniter zu ihrem diesjährigen Rittertag in die Hansestadt im Norden der EKM ein. Uwe Kraus sprach mit dem Kommendator (Vorsitzenden) Carl-Albrecht Bartmer.
Rittertag, finden Sie nicht, das klingt etwas angestaubt und nicht nach 21. Jahrhundert?
Carl-Albrecht Bartmer: Das mag auf den ersten Blick etwas antiquiert wirken, aber unser Orden erfüllt seit 900 Jahren seine Aufgabe. Wir helfen als Hospitalorden im Geiste christlicher Nächstenliebe Menschen, die krank sind, schwach und hilfsbedürftig. Die Not ist zeitlos, das gilt heute wie eh und je: Schauen Sie sich um, Kranke, Einsame, Vertriebene, Menschen in Krieg und Not, sie bekommen unsere Unterstützung.
Wie viele Ritter kommen nach Stendal?
Es sind gut 100 Ritterbrüder, dazu Ehefrauen und Kinder, wir werden rund 230 Personen sein. Angekündigt hat sich auch Landesbischof Friedrich Kramer.
Sie sprechen nur von Ritterbrüdern.
Gerade nicht, denn auch wenn der Johanniterorden seit seinem Bestehen aus Ritterbrüdern besteht, leben wir seine Inhalte gemeinsam mit unseren Damen. In unserem diakonischen Wirken, in der Johanniter-Unfall-Hilfe, in den Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen, in unseren Hilfsgemeinschaften gibt es keinen Unterschied zwischen Damen und Herren. Wir folgen gemeinsam dem Ordensauftrag und begehen auch gemeinsam den Rittertag.
Die Johanniter betreiben eine Vielzahl an diakonischen Einrichtungen und sind mit sieben Hilfsgemeinschaften auf dem Genossenschaftsgebiet zwischen Altmark und Jena aktiv. Was liegt Ihnen gegenwärtig besonders am Herzen?
Bei der Hilfe für den Schwachen gibt es eigentlich keine „erste Reihe“. Aber ich mache keinen Hehl aus der Tatsache, dass uns der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zutiefst erschüttert hat. Mütter mit Kinder, alte Menschen als Flüchtlinge innerhalb der Ukraine, aber eben auch in großer Zahl in unserem Land verlangen unser offenes Herz und tätige Hilfe. So, wie wir mit der Aktion „Gib den Geflüchteten ein Dach“ im ersten Jahr des Krieges die Aufnahme von Flüchtlingen in Sachsen-Anhalt und Thüringen in privaten Haushalten unterstützt haben, so dient die im Orden breit unterstützte „Mission Siret“ der Versorgung von Flüchtlingen innerhalb der Ukraine. Unmittelbar nach Ausbruch des Angriffskrieges auf die Ukraine von der Westfälischen Genossenschaft des Johanniterordens ins Leben gerufen, werden von der rumänischen Stadt Siret aus Hilfsgüter in die Ukraine gefahren.
Ehrenamtliche, insbesondere junge Leute, Mitglieder des Ordens, auch Malteser, aber auch weit darüber hinaus und mitunter gar nicht einer Kirche angehörend, transportieren jeden Tag anderthalb Tonnen Hilfsgüter in die Westukraine. Das sind vorrangig beispielsweise Lebensmittel, Sanitärartikel und Öfen. Dafür sammeln wir Spenden.
125 Wochen, bisher 500 Freiwillige im Einsatz, 242 000 Kilometer mit unseren Fahrzeugen, das beweist einen höchst vitalen Johanniterorden, auch nach 900 Jahren, ein kleiner Trost in dunkler, herbstlicher Zeit, ein Trost für Beschenkte und Geber zugleich. Jeder kann für die „Mission Siret“ spenden.
Autor:Uwe Kraus |
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