Anonyme Alkoholiker: Treffen im Gemeindehaus seit 30 Jahren
Jeden Tag ein Gebet
Was in diesem Raum gesagt wird, bleibt auch in diesem Raum«, sagt einer der Gründungsmitglieder der Jenaer Ortsgruppe der Anonymen Alkoholiker (AA). Für diesen Artikel soll er Klaus heißen. Seit nunmehr 30 Jahren besteht die Gemeinschaft. Vertraulichkeit ist ihr höchstes Gut.
Zu den ersten Treffen sei man 1989 noch in einer Privatwohnung zusammengekommen, erinnert sich Klaus. »Das hat allerdings bald unliebsamen Besuch von der Staatssicherheit auf den Plan gerufen.« Um die Anonymität zu wahren, bot die Kirchengemeinde ihre Räume im Gemeindehaus in der Innenstadt an. Hier treffen sich die Jenaer AA nach wie vor einmal wöchentlich.
Die heute weltweit agierende Selbsthilfeorganisation wurde 1935, zwei Jahre nach dem Ende der Prohibition, in den USA gegründet. Die Alkoholsucht, so die Auffassung, könne der Einzelne nur mit Hilfe einer spirituellen Erfahrung überwinden.
Das hat auch Klaus für sich erkannt: »Die Gruppe kann mir nur helfen, wenn ich wahrhaftig bin und auf eine höhere Kraft vertraue.« Anknüpfungspunkte dafür fand Klaus in seiner Kindheit. Die Schwierigkeiten mit dem Vater seien für ihn gleichsam prägend gewesen, wie die christliche Erziehung der tiefgläubigen Großmutter. Um die Abhängigkeit zu überwinden, habe er erkennen müssen: »Ich bin der einzige Mensch, den ich verändern kann.« Unterstützung bietet ihm der Austausch »unter Gleichen« in der Gruppe, die er inzwischen leitet. Und der Glaube. Zu DDR-Zeiten hatte Klaus, der als Kind getauft und konfirmiert wurde, der Kirche den Rücken gekehrt. »Heute begrüße ich jeden Tag mit einem Gebet«, sagt Klaus.
Beatrix Heinrichs
Treffen der AA: freitags, 18 Uhr, Gemeindehaus, August-Bebel-Straße 17, Jena
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.