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Nachgefragt
Kirchenkreis nach der Wahl

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Mit Robert Sesselmann ist erstmals in Deutschland ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt worden. Wie haben die Kirchengemeinden das Wahlergebnis aufgenommen, und vor welche Herausforderungen stellt es die Christen im Kirchenkreis Sonneberg? Beatrix Heinrichs hat dazu den Präses der Kreissy-node, André Amberg, befragt.

Wie erklären Sie sich den hohen Zuspruch für die AfD in Südthüringen?
André Amberg: Die eine Ursache gibt es nicht. Aus Begegnungen mit den Menschen weiß ich, dass sich viele momentan wie in einem Hamsterrad des Lebens fühlen. Es wirkt, als wäre man einem kollektiven Burnout nahe. Häufig wurden in Gesprächen diese Punkte genannt: Die Sehnsucht nach einer Normalität. Eine vom kleinen Volk entfremdet wahrgenommene Bundespolitik mit Gesetzen, durch die sich die Menschen überfahren fühlen. Finanziell angespannte Familienkassen. Unsicherheiten durch einen Krieg in Europa, mit einem Land als Gegner, das viele Jahre für die Ostdeutschen als Bruder galt. Es fehlt den Menschen nach eigener Aussage an Transparenz und Verstandenwerden. Das alles gipfelte beim überwiegenden Teil der Menschen in einen Frust, der während des Wahlkampfs nicht hat versachlicht werden können, sondern zu einer Trotzreaktion führte.

Wie hat man in den Kirchengemeinden auf den Wahlausgang reagiert?
Der Kreiskirchenrat hat sich, wie viele Christen vor Ort, den Aussagen der beiden Regionalbischöfe angeschlossen. Ob das Auswirkungen auf die Wahl hatte, kann ich nicht sagen. Für mich ist es ernüchternd, dass erst nur knapp 50 Prozent und dann nur 60 Prozent der Menschen ihre Stimme genutzt haben. Gewonnen hat eigentlich die Fraktion der Nichtwähler. Diese Gruppe steckt voller Potenzial. In ihr birgt sich aber auch die Gefahr, dass die Resignation bei Wahlen noch mehr Überhand nimmt. Nach der Wahl werden sich nun alle Kirchengemeinden sortieren und mit dem Ergebnis auseinandersetzen müssen.

Welche Aufgabe haben die Christen in Ihrem Kirchenkreis vor diesem Hintergrund in den nächsten sechs Jahren?
John Lennon sagte: „Leben ist das, was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Die Herausforderungen, denen der Kirchenkreis gegenübersteht, waren und sind bisher ganz andere als der Umgang mit solch einem Wahlergebnis gewesen. Nun wurde uns eine Aufgabe anbefohlen, auf die wir Antworten suchen müssen. Bei allem Vortasten auf diesem Weg können wir nicht auf Erfahrungen anderer bauen.

Wir sind aber in jeglicher Beziehung gut beraten, den Menschen vor Ort unsere eigenen Entscheidungen zu erklären und transparent zu machen. Dabei sollten wir nicht die tröstliche Gewissheit außer Acht lassen, dass wir von Gebeten getragen werden und Einer mit uns geht, der uns den Weg weist. Das ist beruhigend.

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Stichwort Sonneberg
André Amberg | Foto:  André Amberg
Autor:

Beatrix Heinrichs

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