Anzeige

Erinnerung
Klug, kenntnisreich und liebenswert

Hartwin Müller | Foto: Ulrike Müller

Als Hartwin Müller am 30. September 2004 nach 34 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, haben Kolleginnen und Kollegen eine „Verordnung über den Abschied“ geschrieben, deren § 1 (Grundsatz) lautete, „dass man H. M. einfach lieben muss“. Ja, Hartwin Müller war ein liebenswürdiger und bescheidener Mensch, ein kluger und kenntnisreicher Jurist, von dem ich viel gelernt habe.

Von Brigitte Andrae

Schon früh wollte der am 18. September 1941 in einer Pfarrersfamilie geborene Hartwin Müller Kirchenjurist werden. Aber zunächst studierte er ab Mai 1961 Theologie in Berlin. Ende 1963 wechselte er zur innerkirchlichen Juristenausbildung nach Naumburg. Von 1970 bis zu seinem Ruhestand war Hartwin Müller als Kirchenjurist, dann auch als Mitglied des Kollegiums im Magdeburger Konsistorium tätig. Fragen der kirchlichen Ordnung und des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat gehörten zu seinen Schwerpunktaufgaben.

Die Grundordnung der Kirchenprovinz Sachsen von 1980, an deren Erarbeitung er maßgeblich beteiligt war, kannte er wohl fast auswendig. Dies kam ihm dann auch in der letzten Phase seines Dienstes zugute, als er an den verfassungsrechtlichen Grundlagen der Föderation mit der Thüringer Landeskirche mitarbeitete. Im Laufe seiner Dienstzeit änderten sich auch die das Verhältnis zwischen Kirche und Staat betreffenden Themen.

Lag vor 1990 der Schwerpunkt auf der Wahrung der Glaubens- und Gewissensfreiheit Einzelner und der freien Religionsausübung der Gemeinden, ging es nach 1990 vor allem um grundsätzliche strukturelle Fragen. So war Hartwin Müller Mitglied der gemeinsamen Verhandlungsgruppe zur Erarbeitung des Kirchenvertrages Sachsen-Anhalt von 1993, der eine Pilotfunktion für alle anderen Staat-Kirchen-Verträge in den ostdeutschen Bundesländern hatte.

Eines wird mit seinem Namen wohl immer verbunden sein: die Rechtssammlung der Kirchenprovinz Sachsen, deren Herausgeber er 1997 war und die eine wichtige Arbeitsgrundlage für Haupt- und Ehrenamtliche geworden ist. So nimmt es nicht wunder, dass die damalige Synodenpräses Petra Gunst Hartwin Müller bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand den „Blauen Hartwin“ in Gestalt einer – natürlich blauen – Sahnetorte überreichte. Ja, Hartwin Müller, der Anfang Oktober im Alter von 81 Jahren verstorben ist, musste man einfach lieben.

Die Autorin ist Kirchenjuristin und war Präsidentin des Landeskirchenamtes der EKM von 2009 bis 2021. 

Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.