Fachtag zu Kirche und Rechtsextremismus
Kruzifix und Hakenkreuz
Wir haben noch immer ein Problem mit Antisemitismus in der Kirche. Auch wenn wir das oft nicht wahrhaben wollen", sagt Katharina Passolt, als sie im Keller des Landeskirchenamtes (LKA) in Erfurt steht.
Von Paul-Philipp Braun
Hier, umgeben von der aktuellen Ausstellung "Leben zwischen den Welten" – Einblicke in das Leben mosambikanischer Schülerinnen und Schüler, spricht sie über ein "latentes Rechtsextremismusproblem", das Gesellschaft und Kirche haben.
Zwei Etagen über ihr findet gerade der diesjährige Fachtag der Arbeitsgemeinschaft "Kirche und Rechtsextremismus" statt. Wenige Minuten zuvor hatte Gert Pickel, Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Universität Leipzig, noch über die Schwierigkeiten von Extremismus-Definitionen referiert. "Was aber der Kern aller rechtsextremistischen Bestrebungen ist, das ist die Vorstellung einer Ungleichheit von Menschen und Leben", hatte Pickel erklärt und zugleich berichtet, dass Rechte sich in ihrem Hass und mit ihrer Gewalt besonders gegen Menschen und Persönlichkeiten richten würden. Außerdem sei die Zahl der Anhänger rechter und rechtsextremer Ideologien seit dem Aufkommen des Coronavirus wieder gestiegen. Ein Zusammenhang, den Pickel auch zu Verschwörungserzählungen und ihrer teilweisen Nähe zur Esoterik zieht.
Und dennoch, meint Katharina Passolt, seien auch viele Menschen aus dem christlichen Umfeld für derartige politische Weltanschauungen oft recht affin. "Das hängt häufig mit der mangelnden Sensibilisierung und dem Zuwenig an Informationen über diese Bewegungen zusammen, die wir als Menschen, aber auch als Gemeinden haben", meint Passolt. Als Referatsleiterin, die unter anderem für Bildungsarbeit, aber auch für den Umgang mit Rechtsextremismus zuständig ist, kennt Passolt diese Schwierigkeiten aus der Praxis. "Wir werden schnell verführbar, und dann kann auch Kirche mit gewissen Grundaussagen Menschen ausgrenzen", sagt sie und führt an, dass diese oftmals durch Kräfte und Bewegungen des rechten Randes ge- und missbraucht würden.
Sich dem entgegenzustellen, sich klar von hassenden und hetzenden Strukturen abzugrenzen – diese Aufgabe sieht Katharina Passolt in der Kirche. Dabei müsse es gelingen, diese Haltung auch für die Öffentlichkeit wahrnehmbar zu kommunizieren. "Landeskirchen wie die Nordkirche oder Kurhessen-Waldeck sind da schon einen ganzen Schritt weiter als wir. Sie haben entsprechende Kampagnen aufgenommen und kommen mit ihren Mitgliedern ins Gespräch", sagt die Kirchenrätin. Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft sei es nun, an einer Strategie zu arbeiten, die dafür den Weg ebnet und vergleichbare Maßnahmen ermöglicht.
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