Hospiz Stendal
Leben bis zuletzt und im Kontakt mit der Gemeinde
Das Erbe der Diakonissen, Dienst in Gemeinschaft, Diakonie in der Gemeinde zu tun, findet demnächst in Stendal sichtbaren Ausdruck:
Von Renate Wähnelt
Nach 25 Jahren der Entwicklung wird ein neues stationäres Hospiz gebaut, in dem es keine Doppelzimmer mehr gibt, die sanitären Bedingungen für die Gäste heutigem Standard entsprechen, und auch die Betreuenden gute Voraussetzungen haben. Entstehen wird das Hospiz auf dem Grundstück der Paulusgemeinde. Deren Gemeindehaus ist abgerissen, und sie wird im Neubau einen neuen, ebenerdig zugänglichen Gemeinderaum mit Küchenzeile und Toiletten bekommen. Diesen können Gemeinde und Hospiz nutzen.
Pfarrer Ulrich Paulsen stellte in der Herbstkreissynode die Neubaupläne vor. Dieser Ausblick gehörte zu seinem Rückblick auf 25 Jahre Hospizdienst in der Region unter dem Dach der Stiftung Adelberdt-Diakonissen-Mutterhaus. Mit Hilfe der Diakonissen habe man seinerzeit behutsam angefangen. Inzwischen gehören 34 Angestellte dazu und 120 Ehrenamtliche. Stationen gibt es neben Stendal in Gardelegen und Jerichow. “Hospizarbeit ist ein Feld, auf dem man kein Geschäft machen kann und soll, kein Wirtschaftszweig“, unterstrich Pfarrer Paulsen vor der Synode. Diese hatte gerade wieder eine Kreiskollekte für die Hospizarbeit beschlossen. Für den Neubau sind freilich noch viel mehr Spenden nötig, ebenso wie laufend Unterstützung für den Betrieb erforderlich ist.
Für Ulrich Paulsen sind die 120 ehrenamtlichen Hospizhelfer ein wahres Wunder. Corona sorgte eher für mehr Interesse, als dass es einen Einbruch gab, berichtete er. Die Frauen und wenigen Männer unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Berufen gehören längst nicht alle einer Kirche an; jüngst kam ein erster Teilnehmer mit muslimischem Hintergrund zu einem Ausbildungskurs.
„Leben bis zuletzt“ ist das Motto des Hospizdienstes in der Altmark. Sein Angebot umfasst auch die Betreuung im häuslichen Umfeld, wozu übrigens ebenfalls Pflegeheime gehören. Der Ambulante Hospizdienst ist für die Sterbenden und ihre Familien kostenlos. „Wir entlasten die Familien, bringen Ruhe und Zeit mit, erspüren ein Bedürfnis nach Spiritualität und können Verbindung zu professionellen Hilfen herstellen“, beschrieb Ulrich Paulsen den Dienst. Seit einiger Zeit bietet der Hospizdienst auch die Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung (SAPV) an. „Das ist sozusagen Hospiz zu Hause und hilft, so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung zu bleiben“, erläuterte er. Dieses Angebot der Krankenkassen sei im stationären Hospiz spürbar – die Gäste kommen später und verweilen kürzer.
Sterben und Tod gehören heute wenig zum Alltag – viele Menschen reagieren entsprechend hilflos. Das möchte der Hospizdienst ändern und bietet zum Beispiel Kurse „Letzte Hilfe“ für Erwachsene und Jugendliche oder „Hospiz macht Schule“ an – ein Projekt für Grundschüler, in dem sie sich mit dem Thema und mit Trauern beschäftigen. Eltern reagierten anfangs skeptisch, inzwischen fragen sie nach, ob für jüngere Geschwisterkinder ebenfalls das Projekt stattfindet, erzählte Paulsen. Für Kinder und Jugendliche gibt es auch spezielle Hilfen der Trauerbewältigung. Und da auch junge Menschen lebensbedrohlich erkranken, haben die Altmärker einen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst aufgebaut.
"Leben bis zuletzt – sterben in Würde" hatte Pfarrer Ulrich Paulsen seinen Bericht überschrieben und wandte sich gegen den assistierten Suizid. Der Hospizdienst biete Beratung an, wie man Vorsorge treffen kann, um Siechtum und Qualen zu vermeiden. Es ließen sich Patientenverfügungen entsprechend gestalten bis hin zum Abbruch einer Behandlung. Es gebe palliative Möglichkeiten, Leiden zu lindern. Es werde im Hospiz akzeptiert, wenn jemand nicht mehr essen und trinken kann oder will. „Aber ich bin gegen die aktive Beendigung des Lebens“, unterstrich der Pfarrer.
Autor:Online-Redaktion |
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