Orgelschule will für Kirchenmusik begeistern
Lehrlinge auf der Orgelbank
Noch ein bisschen schüchtern blickt der Siebenjährige aus der Kirchenbank: „Ich wohne neben der Kirche. Ich war dabei, als die Orgel bei uns zusammengebaut wurde.“ Dann wird seine Stimme deutlich fester: „Ich möchte sie jetzt auch spielen können!“
Von Regina Englert
Der Zweitklässler kommt aus Liebenrode im Kirchenkreis Südharz. Die Kirche dort hat erst 2019 wieder eine spielbare Orgel erhalten. Der Orgelbauer ließ die Kinder damals immer wieder über seine Schulter schauen und bezog sie in den Aufbau der gebrauchten Orgel ein.
Das hat Früchte getragen: Mit Mama, samt Baby in der Trage, sitzt der Schüler nun in Trebra bei der Auftaktveranstaltung des Projekts „Regionale Orgelschule“. Mutter und Sohn sind gekommen – beide möchten gemeinsam lernen. Auch die 65-Jährige Heike aus Stöckey lauscht den Erklärungen von Kreiskantorin Christine Heimrich an diesem Nachmittag neugierig, wie zahlreiche andere.
In den drei Pfarrbereichen Großbodungen, Silkerode und Trebra ist das regionale Projekt „Orgelschule“ mit vierjähriger Laufzeit gestartet. 16 Orgeln erwarten eifrig lernende Hände. Bereits jetzt haben sich gut 20 Menschen dazu gemeldet. Vier Dozenten stehen ihnen bislang dabei zur Seite. 30 Euro bekommen sie pro Unterrichtsstunde. Zu gleichen Teilen tragen die Schüler, die regionale Heimatgemeinde und der Kirchenkreis die Kosten.
Beim ersten Proberutschen auf die Orgelbank beginnt jedes Gesicht der zukünftigen Schüler zu leuchten. Ganz besonders strahlt Carola. Die 58-Jährige erzählt voller Begeisterung, aber auch Ehrfurcht von dem Instrument und davon, dass es ihr "absoluter Traum" sei, spielen zu lernen.
Seit über zehn Jahren trage sie sich schon mit dem Gedanken. Als sie die Ankündigung der Orgelschule las, traute sie ihren Augen kaum. „Die Macht über solch ein Instrument zu haben, es zum Klingen zu bringen, von leise bis gewaltig. Alles rauszukitzeln was es kann – das ist das Höchste für mich!“, schwärmt sie versonnen mit Blick auf die Tasten.
Christine Heimrich freut sich über die Zahl der Orgelschüler, die hervorragend mit der der Dozenten zusammen passe. „Es wird Enttäuschungen geben", gibt sie jedoch zu bedenken. So seien die Erwartungen der Schüler an sich selbst sehr hoch. Der Start ist gelungen, nun liegt es an jedem Einzelnen, inwieweit er seinen Traum zum Klingen bringt.
Autor:Online-Redaktion |
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