Leitungswechsel im Sophienhaus Weimar
Leuchtturmwärter und Übersetzer
Der Leuchtturmwärter verlässt die Insel, die er Jahrzehnte mitgeprägt hat: Am Sonntag wurde Axel Kramme, nun Rektor a. D. der Stiftung Sophienhaus, in der Weimarer Stadtkirche feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
Von Dietlind Steinhöfel
Mit dem Bild des Leuchtfeuers Dornbusch der Insel Hiddensee und seines Wärters beschrieb sein Nachfolger im Amt, Ramón Seliger, in seiner Predigt die Arbeit der Diakonie und seines Rektors. Das Licht gibt weit übers Meer den Menschen Orientierung. So sei auch Diakonie zu verstehen.
Axel Kramme, 1957 in Friedrichroda geboren, kam 1975 nach Weimar. Für seinen Berufswunsch Diakon war eine vorgeschaltete Berufsausbildung nötig. Er entschied sich für die Krankenpflege, hatte zunächst an einer staatlichen Einrichtung die Ausbildung aufgenommen. Doch da er den Dienst mit der Waffe in der Volksarmee verweigerte, suchte er sich eine „Insel“ innerhalb des „real existierenden Sozialismus“: das Sophienhaus in Weimar. Es war allerdings keine der Glückseligen, der Anspruch hoch, die Arbeitszeiten oft lang. Dass dieses Haus einmal der Mittelpunkt seines Berufslebens sein würde, stand nicht auf dem Plan. Nach der Berufsausbildung studierte Axel Kramme Theologie an der Predigerschule in Erfurt. Nach Vikariat und kurzem Intermezzo im Pfarramt kam er 1985 ins Sophienhaus zurück. Seit 1996 war er Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sophienhaus und ab 2009 Rektor der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein und der ihr verbundenen Stiftungen Sophienhaus Weimar, Michaelisstift Gefell und Christopherushof Altengesees. Der Spagat zwischen Seelsorge und wirtschaftlichen Herausforderungen war nicht immer einfach. Doch der Leuchtturmwärter hat viele richtige Signale ausgesendet. So war ihm unter anderem die Verbindung von Kirche und Diakonie ein wichtiges Anliegen.
„Du hast deine Aufgabe mit großer Treue zu Gottes Gebot und Liebe zu den Menschen ausgeführt“, bescheinigte es ihm der Weimarer Superintendent Henrich Herbst. Axel Kramme legte sein Amtskreuz in die Hände des Superintendenten, der es wenig später dem neuen Rektor Ramón Seliger überantwortete. Der Theologe, 1983 geboren, war Pfarrer in Weimar und bereits hier für diakonische Aufgaben zuständig. Zudem engagierte er sich im Dialog zwischen den Religionen und Kulturen. Als neuer Rektor erwarten ihn zahlreiche Aufgaben. „Sie werden Übersetzer sein“, sagte Oberkirchenrat Christoph Stolte, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland, beim anschließenden Empfang. Diakonie sei ein ständiger Prozess. Regionalbischöfin Friederike Spengler überbrachte den Dank der Landeskirche an Axel Kramme.
Zahlreiche Gäste, einstige Rektoren, Wegbegleiter und die Krankenhausleitung des Sophien- und Hufelandklinikums Weimar, Vertreter der Schwestern- und Bruderschaft, Freunde, Familie: Sie alle würdigten das Lebenswerk des scheidenden Rektors.
Der neue Leuchtturmwärter Ramón Seliger muss nun weiter dafür sorgen, dass die Strahlen der Diakonie von der „Insel“ den Menschen Orientierung geben.
Scholtissek, K., Seliger, R. (Hrsg.): Diakonie auf der Höhe der Zeit. Erfahrungen und Perspektiven, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 188 Seiten, ISBN 978-3-374-07235-4; 25,00 Euro
Autor:Online-Redaktion |
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