Vorgestellt: Stiftung Leucorea
Luthers "weißer Berg"
Der Name klingt sperrig und wie aus einer anderen Zeit – dabei ist er auf das engste mit seinem Ort verbunden: Leucorea kommt aus dem Griechischen "leukos oros", dem "weißen Berg". Die Wahl des Namens für die einstige Wittenberger Universität erfolgte in enger Anlehnung an den Namen der Stadt.
von André Poppowitsch
Durch Kurfürst Friedrich den Weisen 1502 gegründet, war die Leucorea bis zu ihrer Eingliederung in die Universität Halle 1817 eine der bedeutensten Universitäten im deutschsprachigen Raum. Martin Luther und Philipp Melanchthon wirkten hier als Professoren, Gotthold Ephraim Lessing und Novalis waren als Studenten eingeschrieben. Im Gegensatz zum Halleschen Pietismus war die Leucorea der Ort, an dem die lutherische Lehre bewahrt und weiterentwickelt wurde.
Wiedererrichtet wurde die Leucorea 1994 als Stiftung an der Universität Halle-Wittenberg. Ziel war es, den historischen Ort mit Leben zu füllen. Die Leucorea ist heute Tagungsstätte der Universität Halle-Wittenberg und Forschungszentrum zur Geschichte der Reformation und ihrer kulturellen Wirkung.
Seit dem 1. Oktober hat die Leucorea mit Karl Tetzlaff einen neuen Geschäftsführer. Seine Vorgängerin Marianne Schröter wechselte nach zehnjähriger Tätigkeit in Wittenberg an das Domstift in Brandenburg (Havel). Der 35-jährige Tetzlaff studierte Theologie und war zuletzt wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Systematischen Theologie der Universität Halle-Wittenberg. In seiner Promotion beschäftigte er sich mit dem Thema der sozialen Anerkennung unter theologischer und philosophischer Perspektive. "Ich habe mich in Wittenberg beworben, da ich neben der Tätigkeit als Geschäftsführer auch weiter wissenschaftlich arbeite. Die Mischung der Aufgaben finde ich sehr spannend." Neben der Vortragstätigkeit plant Tetzlaff, auch eigene Forschungsprojekte zu etablieren. "Während ich als Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter oft allein am Schreibtisch gearbeitet habe, kann ich nun den Ort der Leucorea gestalten und mich auch unters Volk mischen", meint er.
Er ist davon überzeugt, dass die Leucora Potentiale habe, die weiter ausgebaut werden können. So will er die Verbindung zur Universität Halle-Wittenberg stärken und den Ort zu einem Zentrum für die Graduiertenarbeit für Doktoranden entwickeln. Wissenschaftlich möchte er die Wirkung der Reformation über das 16. Jahrhundert hinaus durchbuchstabieren. "Ein Thema, das sich sehr anbietet und zu dem es Vorarbeiten gibt, ist die Friedliche Revolution 1989. Das Thema passt nach Wittenberg", sagt Tetzlaff.
Reformationstag: Disputation des Senats der Universität Halle-Wittenberg zum Thema Künstliche Intelligenz.
Autor:André Poppowitsch |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.