Vorgestellt
Mahnerin für den Frieden
So viele Leute hätten hinter ihr gestanden, sie im Laufe der Jahrzehnte unterstützt und manchmal auch gestoppt. „Der Orden ist für viele“, sieht Elke Holzapfel ihre jetzige Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande.
Von Reiner Schmalzl
Die Mühlhäuserin ist seit den 1990er-Jahren politisch und gesellschaftlich vielfältig engagiert. Sie war langjährige Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, gehört bis heute dem Stadtrat sowie dem Kreistag des Unstrut-Hainich-Kreises an.
Die ehemalige Bundes- und Landtagsabgeordnete setzte sich in ihrer Funktion als stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauenunion 16 Jahre lang für die Belange der Frauen ein. „Dabei habe ich vorwiegend mit Thüringer Frauen in der Union für die zusätzliche Anerkennung von Kindererziehungszeiten für die vor 1992 geborenen Kinder erfolgreich gekämpft“, blickt die 77-jährige Christin zurück. Dies habe letztlich eine höhere Rente für 9,5 Millionen Eltern bedeutet.
Seit ihrem Ausscheiden aus dem Landtag vor vier Jahren ist der Wirkungsradius von Elke Holzapfel nur scheinbar kleiner geworden. Sie widmet sich nun intensiver ihrer Kirchengemeinde St. Petri-Margarethen, gibt ihre Erkenntnisse weiter und fährt Sonntag für Sonntag Seniorinnen zum Gottesdienst. Als Botschafterin der Stadt Mühlhausen pflegte sie bis wenige Tage vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 regelmäßig direkte Kontakte zum Oblast Kaliningrad. Innerhalb der Städtepartnerschaft mit Mühlhausen waren auch vielseitige Verbindungen zwischen der hiesigen Pfarrei zur lutherischen Propstei Kaliningrad geknüpft worden.
„Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“
Ganz besonders war Elke Holzapfel dabei die Kirche in Gwardeiskoje (ehemals Mühlhausen) ans Herz gewachsen. Sie soll vor 1945 die schönste Landkirche Ostpreußens gewesen sein, die in den letzten Jahren neben offiziellen Vertretern auch von mehreren Touristengruppen aus Thüringen besucht worden war. Patronin der Kirche ist übrigens Margarete von Kunheim, die jüngste Tochter des Reformators Martin Luther.
Margarete hatte 1555 den in Wittenberg studierenden Georg Wilhelm von Kunheim (den Jüngeren) geheiratet und lebte bis zu ihrem Tode im damaligen Mühlhausen. Nach ihrem Tod 1570 fanden später auch ihr Ehemann und dessen zweite Frau Dorothea von Oelsnitz sowie sechs ihrer neun Kinder ihre letzte Ruhestätte in der Kirchengruft. Im Zuge der jetzt allerdings ins Stocken geratenen Sanierung jener Kirche aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte Elke Holzapfel ein neues Ziffernblatt für die große Turm-uhr gestiftet.
Die am 4. Februar 1945 in einem Luftschutzkeller in der Grünstraße geborene Mühlhäuserin wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit nicht müde, das Ringen um Frieden in der Welt zu betonen. Als Alterspräsidentin des Thüringer Landtages tat sie dies beispielsweise 2016 während einer Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Vertretern aus Russland, Litauen, Polen und Frankreich auf dem Soldatenfriedhof Tschernjakowsk im Oblast Kaliningrad. „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“, bringt Elke Holzapfel stets das Zitat von Jean-Claude Juncker eindringlich in Erinnerung. Auf dem dortigen Soldatenfriedhof sind mehr als 9000 Gefallene mehrerer Nationen aus beiden Weltkriegen bestattet.
Nur einmal ist Elke Holzapfel für einen kurzen Moment von einer jungen Mitstreiterin aus der Frauenunion leicht in Verlegenheit gebracht worden. Diese wollte von ihr wissen, was sie denn studiert habe. „Ich? Ich habe das Leben studiert“, sagte die Mühlhäuserin stolz und selbstbewusst.
Autor:Online-Redaktion |
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