Kunsthaus Apolda Avantgarde
Meret Oppenheim & Friends
Ende April ist die Rembrandt-Ausstellung zu Ende gegangen, mit über 16 000 Gästen „eine der erfolgreichsten Expositionen in der 30-jährigen Geschichte des Kunsthauses“, so Geschäftsführer Hans Jürgen Giese. Seit Mitte Mai bis zum 18. August erwartet nun die Besucher eine Künstlerin und Muse aus dem Kreis der Surrealisten.
Von Doris Weilandt
Die Werke stammen aus einer privaten Sammlung. „1977 habe ich Meret Oppenheim kennengelernt und war danach ihr Galerist. Die Ausstellungen waren zu ihren Lebzeiten ein Ereignis“, erzählt Thomas Levy, der dem Kunsthaus Apolda Avantgarde etwa 230 Arbeiten zu Verfügung gestellt hat. Neben der Künstlerin werden wichtige Weggefährten und Freunde vorgestellt, darunter Max Ernst, Marcel Duchamp, Man Ray, Maurice Henry, Dora Maar, Daniel Spoerri und Dieter Roth. „Meret hat mich sehr fasziniert. Durch sie hatte ich einen guten Zugang zu den Surrealisten, von denen ich einige persönlich in Paris kennengelernt habe“. Bei diesen Worten leuchten die Augen von Levy.
Die Schweizerin Meret Oppenheim (1913–1985) ging mit 19 Jahren nach Paris. Mit „Endlich die Freiheit …“ beginnt ein Gedicht, dass sie kurz nach ihrer Ankunft geschrieben hat. Berühmt wurde sie zunächst durch die Akt-Fotoserie an der Druckerpresse von Man Ray: „Erotique voilée“. Dabei stand sie nicht nur Modell. Mit eigenen Ideen, wie dem Spiel mit der Druckerschwärze, brachte sie sich in die Zusammenarbeit ein. Vor allem mit Schmuck und Kleidungsstücken beteiligte sie sich an den Ausstellungen der Surrealisten ab 1933. Experimente mit Pelz führten sie schließlich zur Ikone des Surrealismus, dem „Déjeuner en fourrure“ (Frühstück im Pelz). Den Titel in Anspielung auf das Gemälde von Edouard Manet erfand André Breton. Die Pelztasse aus Gazellenfell kaufte der Gründungsdirektor des Museum of Modern Art in New York und machte Oppenheim damit zu einer gefragten Künstlerin. Im Erdgeschoss des Kunsthauses wird der Besucher nah an diese surrealistische Revolution der Kunst herangeführt.
Für Meret Oppenheim war ihr früher Ruhm nicht förderlich. Die Pelztasse von 1936 bildet zugleich den vorläufigen Höhe- und Schlusspunkt ihrer künstlerischen Karriere. Mit starken Selbstzweifeln kehrte sie in die Schweiz zurück. Es wurde still bis in die 1950er-Jahre.
Wie Phönix aus der Asche meldete sie sich 1956 als Künstlerin zurück. In Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos „Wie man die Wünsche beim Schwanz packt“ am Theater Bern machte sie Kostümentwürfe und spielte mit auf der Bühne. Thematisch beschäftigte sie sich fortan mit Metamorphosen. Auch die Pelztasse erfuhr zahlreiche Variationen bis hin zur Absurdität. 1967 erlebt sie mit einer Ausstellung in Stockholm ein großes Revival. Danach würdigen viele Ausstellungen und Kunstpreise das Schaffen der vielseitigen Künstlerin, die sich allen Regeln und Zuschreibungen entzog. Vertraut hat sie ihrem Galeristen Levy, der sie durch diese Zeit begleitet hat: „Was mir an ihrem Werk gefällt, ist die Vielseitigkeit, die Ideengeber für folgende Generationen war“.
Das Apoldaer Kunsthaus vermittelt einen umfassenden Einblick in das genreübergreifende Schaffen des Pariser Surrealistenkreises um André Breton. Neben Objekten werden Siebdrucke, Radierungen, Lithografien, Zeichnungen, Farbholzschnitte und Designentwürfe vorgestellt. Selten ist eine solche Schau außerhalb der internationalen Kunstzentren zu sehen.
Autor:Online-Redaktion |
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