Pflege
Mit "Geist" Fachkräftemangel begegnen
Die Zahlen, die Pamela Lüddecke, Pflegedienstleiterin des Klinikums in den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg nennt, klingen alarmierend.
Von Oliver Gierens
Rund 30 Vollzeitstellen müsste sie zusätzlich besetzen, um alle Betten in den Krankenhäusern der evangelischen Diakonie in Magdeburg und Lostau belegen zu können. „Um die gesetzlich vorgeschriebenen Personaluntergrenzen überall einzuhalten, fehlen mir diese Stellen, besonders im Nachtdienst“, sagt die Pflegedienstleiterin. Auf der Intensivstation werden deshalb bereits Betten gesperrt, wenn nicht genügend Pflegekräfte vorhanden sind. In der Lungenklinik in Lostau ist seit rund vier Jahren die Palliativstation geschlossen, weil das nötige Personal fehlt. Die Patienten würden an andere Stationen verwiesen.
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist ein bundesweites Problem. Laut einer Analyse der Bundesagentur für Arbeit vom Mai vergangenen Jahres waren im Jahresdurchschnitt 2021 rund 9000 Pflegefachkräfte arbeitslos gemeldet. Ihnen standen rund 27 000 freie Stellen für Fachkräfte gegenüber.
Der Personalmangel macht auch vor den kirchlichen Einrichtungen von Diakonie und Caritas nicht halt, bestätigt Christoph Rink, Personalleiter der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius (CTM). Die CTM unterhält derzeit 28 Einrichtungen, unter anderem in der Alten-, Behinderten- und Erziehungshilfe.
„Wir bekommen immer weniger Bewerbungen“, sagt Rink. "Manche Azubis brechen die Ausbildung ab, andere sind nicht überall einsetzbar.“ Auch das Bildungsniveau der Auszubildenden sei spürbar gesunken, beklagt der Personalchef. „Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen bemerkbar.“
Wegen des Mangels an Pflegekräften hat es Rink bereits im Ausland versucht –auf den Philippinen und in Vietnam. Der Erfolg sei aber mäßig gewesen, auch aufgrund der unterschiedlichen Arbeitskultur, sagt der Personalleiter der Caritas-Einrichtungen. Stattdessen setzt die CTM auf den „Mehrwert“ einer christlichen Einrichtung.
„Ich arbeite hier einfach gerne“, sagt Rink über seinen eigenen Arbeitgeber. Bei den Gehältern orientiere man sich nah am öffentlichen Dienst, im Grunde gebe es jedes Jahr eine Tariferhöhung. Auch betriebsintern sollen christliche Werte gelebt werden, sagt Rink. So gebe es beispielsweise keine Fehlerkultur, sondern eine „Lernkultur“ im Unternehmen.
Auch bei den Pfeifferschen Stiftungen würden viele neue Mitarbeiter diesen „besonderen Geist“ einer evangelischen Einrichtung spüren, bestätigt Christian Rausch, Bereichsleiter der dortigen Seniorenstifte. Um die Auszubildenden im Unternehmen zu halten, bekommen sie gleich zu Beginn die Zusage, dass sie nach der Ausbildung übernommen werden, wenn es für beide Seiten passt. Über das Bundesprogramm „Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege“ versucht die Einrichtung zudem, die Arbeitszeiten in den Pflegeberufen besser mit dem Privatleben vereinbar zu machen. Das ist auch in der Altenpflege dringend notwendig. Zwar sei der Fachkräftemangel im Bereich der Altenpflege derzeit noch nicht so groß, dass einzelne Bereiche schließen müssten. Aber von derzeit rund 170 Mitarbeitern seien 76 bereits über 50 Jahre alt, viele werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. „Das aufzufangen, wird sportlich“.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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