Kirchenkreis Eisenberg
Nach dem Bau ist vor dem Bau
Es ist das kulturelle und gesellschaftliche Engagement, für das Anne Waschnewski aus Bürgel kürzlich mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet worden ist.
Von Conny Mauroner
„Die Veranstaltung in Weimar war sehr festlich und emotional“, sagt sie und bleibt bescheiden. „Ich habe den Preis nur stellvertretend für so viele Menschen entgegengenommen, die sich in unserer Gemeinde engagieren. Für die Kirchgemeinde, den Kirchenrat, die Stiftung, den Förderkreis, die Landeskirche, die Handwerker – einfach für so Viele.“
Schon früh begann sich Anne Waschnewski ehrenamtlich zu engagieren. Als ihr Mann eine Pfarrstelle in Großbrembach (Kirchenkreis Apolda-Buttstädt) übernahm, stieg Anne Waschnewski in die Seelsorge ein. Außerdem kümmerte sich die studierte Architektin um den Bau an Pfarrhaus und Kirche. Die junge Mutter ging von Haus zu Haus und animierte die Großbrembacher zu helfen. Viele Ehrenamtler haben sich gefunden und geholfen, den Putz abzuhacken und das Nötigste zu reparieren. „Ich habe das gemacht, um den Ort zu erhalten, der mir selbst viel Ruhe gegeben hat. Ein Ort, der Menschen gut tut.“ Immer wieder hatte sie sich in die Kirche zurückgezogen, Gottesdienste und Konzerte besucht und über den Glauben nachgedacht. Erst sehr spät war sie wirklich davon überzeugt gewesen, sich taufen zu lassen. „Ich war 23 Jahre alt, und letztendlich war es der Gedanke des Friedens. Pax Christi – das friedliche Miteinander, was mich dazu gebracht hat.“
Nach ein paar Jahren hat die Familie mit ihren inzwischen vier Kindern Großbrembach verlassen. Die Pfarrstelle in Bürgel war frei geworden. „Die Klosterkirche Thalbürgel – eine ehemalige Benediktiner-abtei – ein Ort, der meinen Mann als Pfarrer schon immer gereizt hat. Bürgel war für meinen Mann auch eine Herausforderung auf musikalischem Gebiet. Es war klar: Wir werden die Konzertreihe, die es dort schon lange gab, auf jeden Fall weiterführen.“ Anne und Eckhard Waschnewski waren und sind ein Team. „Wir werden auch immer als solches gesehen. Mein Mann und ich schaffen das alles nur gemeinsam.“ Kaum in Thalbürgel angekommen, packte Anne Waschnewski auch gleich neue Bauprojekte an: Das Dach der romanischen Kirche musste gedeckt werden. Es reizte sie, die Klosterkirche Thalbürgel zu restaurieren. Zudem fehlte es dort an einem passenden Gemeindezentrum. Die Waschnewskis träumten von einem Ort, der ohne Barrieren für jedermann zu erreichen ist. Ein Ort, der Begegnungen schafft und direkt an die Kirche angebunden ist.
Anne Waschnewski brachte Ideen zu Papier. „Es hat viele Gespräche gebraucht, um auch den Denkmalschutz zu überzeugen. Am Ende gab es die Erlaubnis, und wir durften bauen.“ Was fehlte, war das nötige Geld. Wieder schrieb sie Anträge über Anträge und startete eine Crowd-Funding-Aktion. Am Ende kostete das „Melanchthonhaus“, wie die Waschnewskis das neue Gemeindezentrum nannten, 2,7 Millionen Euro. Im November 2022 wurde es eingeweiht. „Wir haben eigentlich nur fortgeführt, was viele Jahrhunderte vor uns die Mönche begonnen haben, vor Jahrzehnten Menschen im Ehrenamt erhalten haben und nun sind wir an der Reihe. Wir möchten einfach, dass die Klosterkirche für die Menschen als Raum erhalten bleibt, an dem wir nachdenken können, und herausfinden, was uns wirklich wichtig ist.“
Das Gemeindezentrum ist lichtdurchflutet, mit viel Platz und Wänden aus Glas. Hier wird zu Ausstellungen geladen, es kann für Veranstaltungen gemietet werden und ist ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche. Es ist das, wovon die Waschnewskis geträumt haben. Aber die Träume sind noch nicht vorbei. Anne Waschnewski hat neue Ideen, für die sie gerade brennt. „Nach dem Bau ist vor dem Bau.“
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.