Oschersleben
Neues Leben im alten Bahnhof
Architekt Thomas Krause hält ein vergilbtes Stück Papier in der Hand. Die Ansicht eines reich verzierten Fachwerkgebäudes ist darauf zu sehen, unten rechts steht die Jahreszahl 1899.
Von Sabrina Gorges
„Das ist im Grunde der Zustand, den wir anstreben“, sagt er. Es ist ein ehemaliges Bahnhofsgebäude, das sich seit 1994 im Besitz von Jens Helmecke aus Oschersleben befindet, und auf das nun ein „neues Leben“ wartet. Denn das denkmalgeschützte Haus in bester Innenstadtlage soll saniert und danach von der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung dauerhaft genutzt werden.
Kürzlich gab es den ersten Termin aller Beteiligten vor Ort, auch Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer war gekommen. Er ist froh, dass das kleine Schmuckstück bald nicht mehr nutzlos ist und nun als Augenweide herausgeputzt wird. „Das war etwa bis Ende der 1960er-Jahre das Empfangsgebäude entlang der Bahnstrecke Oschersleben-Schöningen, die im Dezember 1899 eröffnet wurde“, weiß er zu berichten. Seit Anfang der 1990er-Jahre wird es nicht mehr genutzt, Jens Helmecke wollte hier nach dem Kauf von der Deutschen Bahn ursprünglich einmal seinen Firmensitz einrichten. Nun will er sanieren und muss dafür unter anderem die Auflagen des Denkmalschutzes beachten. Ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Behörde steht noch bevor. „Daran wird vieles hängen“, sagt er, „vor allem zeitlich.“ Der Architekt hat sich um den Bauantrag gekümmert. Seine Genehmigung be-stimmt die weitere Terminkette.
Michael Lange, Geschäftsführer der Oscherslebener Matthias-Claudius-Haus-Stiftung, wünscht sich eine Übergabe des kleinen Bahnhofs in der zweiten Hälfte 2022. „Wir werden langfristig mieten“, kündigt er an. „Es ist schon lange unser Wunsch, im Stadtzentrum wieder präsent zu sein.“
Bis dahin wird das 20 Meter lange, fünf Meter breite und voll unterkellerte Bestandsgebäude rekonstruiert und um einen rund 50 Quadratmeter großen Neubau erweitert. Hier sollen unter anderem die Büros des Ambulant Betreuten Wohnens (ABW) und eine Beratungsstelle einziehen. Der alte Gebäudeteil bekommt einen Terrassenanbau, Thomas Krause hat selbstverständlich alles barrierefrei geplant. „Wir sehen das Haus künftig auch als eine Art Schaufenster“, erklärt Michael Lange. „Wenn man so will, eine Präsentationsplattform der Stiftung.“ Für den Bürgermeister zählt vor allem die Nachhaltigkeit, die hinter dem Projekt steckt. „Das ist nicht nur eine schöne, sondern auch eine langfristige Nutzung und ein großer Schritt hin zur Revitalisierung des ehemaligen Bahnareals.“ Benjamin Kanngießer konnte Jens Helmecke bereits einen Zuwendungsbescheid aus dem Programm Städte-bauförderung überreichen. Der ist aber nicht nur Bahnhofsbesitzer, ihm gehören auch 685 Quadratmeter Grundstück. Ein „schmales Handtuch“, das bis an die Thälmannstraße reicht. Der Grund und Boden dahinter gehört der Stadt. Wie viel Geld letztlich in die aufwendige Rekonstruktion fließen wird, kann aktuell niemand sagen. Auch eine Schätzung wäre noch spekulativ. „Wir müssen erst den Termin mit der Denkmalschutzbehörde abwarten und können dann konkret in der Budgetierung werden“, sagt Jens Helmecke.
Autor:Online-Redaktion |
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