Katholikentag
Ökumenisch seit 1530
Erfurt: Ulrich Born, Präses der Kreissynode im Kirchenkreis Erfurt, ist das einzige evangelische Mitglied im neunköpfigen Trägerverein des 103. Deutschen Katholikentags. Beatrix Heinrichs hat er erklärt, wie Ökumene in der Thüringer Landeshauptstadt gelebt wird.
Bischofskonferenz und EKD haben kürzlich ein neues Ökumenepapier vorgestellt, worin sie erklären, in Zukunft enger zusammenarbeiten zu wollen. Kann man Ökumene in Absichtserklärungen "verordnen"? Wo entsteht sie Ihrer Meinung nach?
Ulrich Born: Gelebte Ökumene findet vor allem zwischen den Christen unterschiedlicher Konfessionen an der „Basis“ statt. Dort, wo Kirche als christliche Gemeinschaft lebendig ist: in konfessionsübergreifenden Gottesdiensten, Bibel-, Gesprächs- und Gebetskreisen, gemeinsamen Festen. Ökumene gibt es jenseits von Vereinbarungen auf oberster Ebene schon seit Jahrzehnten in vielfältiger Form – bis hin zu gemeinsamen Mahlfeiern. Je höher die offizielle kirchenamtliche Ebene, desto schwieriger wird es. Da geht es um theologische Grundsatzfragen, kirchenrechtliche Auseinandersetzungen, die nicht selten in spitzfindigen Formulierungen gipfeln, die Ökumene eher verhindern, als sie fördern, oder gar darum, gewachsenen interkonfessionellen christlichen Gemeinschaften den „Segen von oben“ zu erteilen.
Wie ist es um die Ökumene in Erfurt bestellt?
In Erfurt leben katholische und evangelische Christen in einem guten vertrauensvollen und intensiven ökumenischen Miteinander. Hier sind die Christen oftmals viel weiter und aufgeschlossener als die offiziellen „Amtskirchen“. Das hat Tradition: Schon 25 Jahre vor dem Augsburger Religionsfrieden wurde im Jahr 1530 im Hammelburger Vertrag zwischen dem Erfurter Stadtrat und dem Erzbischof von Mainz das friedliche Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in einem Territorium geregelt, wonach unter anderem jeder seine Religion frei wählen durfte.
"Je höher die offizielle kirchenamtliche Ebene, desto schwieriger wird es"
Inwieweit könnte Ökumene in Zeiten schrumpfender Gemeinden einen höheren Stellenwert bekommen?
Gerade in einem Land wie Thüringen, wo der Anteil der Christen nicht zuletzt aufgrund der 40-jährigen SED-Herrschaft und der damit verbundenen staatlichen Kirchenfeindlichkeit deutlich unter 30 Prozent liegt, kommt der Ökumene sowohl innerkirchlich als auch in der Wahrnehmung und Stellung von Kirche in Staat und Gesellschaft eine überragende Bedeutung zu. Kirchenfernen Menschen sind die Unterschiede von katholisch und evangelisch kaum zu vermitteln.
Welche Veranstaltung zum Katholikentag steht in Ihrem Terminkalender?
Als einziges evangelisches Mitglied im nunmehr neunköpfigen Trägerverein des 103. Deutschen Katholikentags werde ich zahlreiche Veranstaltungen besuchen. Außerdem bin als Vorsitzender auch am Stand der Internationalen Martin Luther Stiftung und als Landesvorsitzender am Stand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Thüringen auf der Kirchenmeile unterwegs.
Ganz besonders freue ich mich, als Mitglied der Augustiner-Kantorei beim Abendlieder-Singen am Freitag in der Schottenkirche und am Mittwoch beim Abendsegen auf dem Domplatz den von Ingrid Kasper wunderbar vertonten Abendsegen von Martin Luther mitsingen zu dürfen.
Tipps
Pop-Kantor Christian König begleitet am 31. Mai die „Holy-Ghost-Mitsing-Party“ (14 Uhr, Domplatz) und das Konzert mit „Downtown Gospel“ (19 Uhr, Schottenkirche). LKMD Ingrid Kasper leitet die Augustiner-Kantorei und das Andreas-Kammerorchester am 29. Mai beim Abend der Begegnung (21 Uhr, Domplatz) sowie ein Abend-lieder-Singen am 31. Mai (17 Uhr, Schottenkirche).
Weitere Veranstaltungshinweise:
meine-kirchenzeitung.de
Autor:Beatrix Heinrichs |
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