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Keine Kompromisse, wenn es um Seelsorge geht
Präzedenzfall geschaffen

Peter Oberthür kam als Vikar nach Dorndorf/Saale. Er blieb hier bis zu seinem Ruhestand. | Foto:  Doris Weilandt
  • Peter Oberthür kam als Vikar nach Dorndorf/Saale. Er blieb hier bis zu seinem Ruhestand.
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Ein Ensemble, wie es schöner nicht sein kann: Das alte Pfarrhaus wird von einem Garten umgeben, der sich terrassenförmig bis zur Saale erstreckt.

Von Doris Weilandt

Von hier schaut man auf die Dornburger Schlösser, die hoch oben auf einem Felsen thronen. Ein Idyll, das über die viele Arbeit hinwegtäuscht und den Abschied schwer macht.

Sein ganzes Berufsleben als Pfarrer hat Peter Oberthür dort verbracht. Stetig ist die Zahl der Gemeinden im Kirchenkreis Eisenberg angestiegen, für die er von Dorndorf aus zuständig war – auf stolze acht Kirchengemeinden und 17 Kirchen in 21 Dörfern.

Als 26-jähriger Vikar war er angekommen, als Neuling ohne Erfahrung im Amt. Die Dorndorfer wollten lieber einen gestandenen Pfarrer, doch schnell ist er hineingewachsen und hat gemerkt, dass ihm die Aufgabe große Freude bereitet.

Oberthür hat sich um seine Gemeindemitglieder und die Menschen vor Ort gekümmert, sich als Ansprechpartner für Sorgen und Leid gesehen, der helfen kann: „Es ist meine Natur. Mir liegt es, zu Menschen zu gehen, wenn sie Hilfe brauchen. Ich habe viel an Sterbebetten gesessen und davon menschlich profitiert“. Die Uhrzeit spielte dabei keine Rolle. Auch mitten in der Nacht ist er losgefahren, um Menschen in ihrer Not zu trösten.


"Jesus war kein Moralapostel, sondern ein Menschenfreund"

Wie ernst ihm die Seelsorge ist, hat sich während der Pandemie gezeigt: Für Schlagzeilen sorgte seine Beschwerde beim Amtsgericht, einer 89-jährigen Frau aus seiner Gemeinde nicht im Krankenhaus beistehen zu können, obwohl sie nach ihm verlangt hatte. Im Eilverfahren erging der Beschluss, dass Oberthür zu ihr durfte. Damit hat er einen Präzedenzfall geschaffen, der zur Änderung der Thüringer Corona-Verordnung führte. Zugang zu Kranken in Kliniken war danach nicht nur für Seelsorger, sondern auch für Familienangehörige möglich.

Ein Grundsatz, der ihn als Pfarrer geleitet hat: „Jesus war kein Moralapostel, sondern ein Menschenfreund, der sich jedes Schicksals annimmt“. Als Oberthür einer Familie Kirchenasyl gewährt hat, deren Asylantrag abgelehnt war, gab es Diskussionen in den Dörfern. Doch der Respekt, den er seinen Gemeindemitgliedern entgegenbrachte, hat viele beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Schließlich haben einige auch geholfen, Flüchtlingen die Ankunft in Deutschland zu erleichtern.

Oberthür öffnete das Pfarrhaus mit dem schönen Garten auch für Kunst und Kultur. Zu einer weit über Thüringen hinaus strahlenden Institution hat sich der Kunstgarten entwickelt. 2020, bei der sechsten Auflage, pilgerten Hunderte ins kleine Dorndorf, um die Plastiken verschiedener Künstler zu betrachten.

„Es war schwer, die Arbeit aufzugeben“, sagt er heute. Auf Grund gesundheitlicher Probleme hat er 2019 das Senior-Junior-Modell beantragt, das von der Synode positiv beschieden wurde und dem die Kirchengemeinde zugestimmt hat. Philipp Gloge, Pfarrer im Entsendungsdienst, kam nach Dorndorf: „Ich hatte gleich das Gefühl, dass es passt.“ Das hat ihm den Abschied erleichtert.

Statt auf die Dornburger Schlösser schaut Peter Oberthür nun auf die Wartburg. Der gebürtige Eisenacher ist an seinen Heimatort zurückgekehrt und hat seine nächste Aufgabe gefunden: im Stiftungsrat der Rilke-Gesellschaft.

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Online-Redaktion

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