Mühlhausen: Rückzug in die Klinikkapelle
Seelsorge per WhatsApp
Ärzte, Schwestern und Pfleger sorgen sich im Ökumenischen Hainich-Klinikum in Mühlhausen um die Patienten. Auch Klinikseelsorgerin Kathrin Skriewe versucht dort seit gut zehn Jahren zu heilen, zu organisieren und zu trösten.
Von Reiner Schmalzl
Ohne persönliche Kontakte ist das während des Lockdowns in dem Fachkrankenhaus für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie jedoch schwierig.
Als Mitarbeiterin der Klinik hält die Pfarrerin derzeit telefonisch oder über WhatsApp Verbindung zu Patienten und zum Personal. „Wir als Klinikseelsorger müssen sehen, wie wir die Menschen erreichen.“ Eine Möglichkeit für Gespräche – bei entsprechendem Abstand – bietet der Raum der Stille im Sozialzentrum. Denn der vertrauensvolle, direkte Kontakt sei durch kaum eine andere kommunikative Form zu ersetzen, meint Skriewe. Innerhalb des weit verzweigten Klinikgeländes würden Mitarbeiter über WhatsApp-Gruppen Verbindung halten. Man versuche auch, eine eigene Klinik-App zu entwickeln.
„Eine Kirche ohne Geläut ist eine stumme Kirche“
Nach wie vor wird einmal in der Woche zum Gottesdienst in die Klinikkirche eingeladen – im Wechsel mit den katholischen Mitbrüdern. Der Kirchenraum sei groß genug, um Abstand zu halten. Andererseits beschränke sich der Teilnehmerkreis auf einen überschaubaren Rahmen, so die Pfarrerin. Die Michaelskirche befindet sich im sogenannten Pflegerdorf nahezu verborgen am westlichen Stadtrand von Mühlhausen. Sie dürfte wohl nur den wenigsten Bewohnern der Stadt bekannt sein. Das ökumenische Gotteshaus wurde zwischen 1913 und 1917 erbaut, blieb aber ein Jahrhundert unvollendet. Denn im Ersten Weltkrieg wurden die Glocken eingeschmolzen. Ähnliches passierte wieder im Zweiten Weltkrieg.
„Eine Kirche ohne Geläut ist eine stumme Kirche“, habe sie 2011 dem damaligen ärztlichen Direktor Lothar Adler gesagt, erinnert sich Skriewe. Das blieb nicht ohne Folgen: Zum 100-jährigen Klinik-Jubiläum 2012 wurden drei neue Glocken geweiht. Die Klinikkirche ist montags bis freitags zwischen 7 und 18 Uhr geöffnet. Das Kleinod ist mehr als nur ein Geheimtipp für all jene, die in diesen angespannten Corona-Zeiten wieder zu sich selbst und zu Gott finden wollen. So beispielsweise über den Vers aus der Lutherbibel „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen“, der an der Wand links neben dem Chor zu finden ist.
Neben dem Klinikum in Mühlhausen-Pfafferode betreut Kathrin Skriewe noch die kleine Pfarrei im Mühlhäuser Ortsteil Felchta. Das dortige Gemeindeleben ruhe in Corona-Zeiten leider weitgehend, erzählt sie. Vor allem für die Konfirmanden sei dies bedauerlich. Die Jugendlichen halten jedoch auch über Videokonferenzen Kontakt. „Das funktioniert sehr gut.“ Erfreulich sei zudem, wie sich die jungen Leute um Senioren in ihrem Dorf kümmerten.
Autor:Online-Redaktion |
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