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Posaunenchorfeiert sein Ehrenmitglied
Ständchen zum 100. Geburtstag

Wiedersehen zum 100.: Konrad Bräutigam (r.) und Trompeter Dieter Lauterbach | Foto: Klaus-Dieter Simmen
  • Wiedersehen zum 100.: Konrad Bräutigam (r.) und Trompeter Dieter Lauterbach
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Im blau-weiß kariertem Hemd sitzt er in bester Laune auf seinem Stuhl und genießt förmlich das lärmende Treiben um sich herum. Immer wieder schüttelt er Hände.

Von Klaus-Dieter Simmen

Konrad Bräutigam fühlt sich zu Hause, auch wenn er seinen Wirkungsort Gotha vor knapp 40 Jahren verlassen hat. Vieles, was er zuerst als Kirchenmusiker in der Augustinerkirche und später in der Margarethenkirche auf den Weg gebracht hat, ist entweder in lebhafter Erinnerung oder, wie beispielsweise die Konzertreihe Orgelabend, noch immer fest installiert.

Und ob es den Posaunenchor, der an diesem frühen Abend im Pfarrgarten sein 100-jähriges Bestehen feiert, ohne den Kirchenmusiker noch geben würde, ist zumindest fraglich. Er hat ihn wiedergegründet – und die meisten Bläser selbst ausgebildet. Deshalb ernannten die Chormitglieder Konrad Bräutigam auch zu ihrem Ehrenmitglied. Der bedankte sich mit einem Stück, das er extra für das 100-jährige Jubiläum geschrieben hat. Wie so viele Stücke im Laufe der Geschichte des Ensembles. Intoniert wird es im Pfarrgarten von Mitgliedern des Posaunenchors und von Opus 4, Posaunisten des Gewandhausorchesters zu Leipzig.

Bräutigam lauscht den Tönen mit versonnenem Lächeln. Später sagt er: „Ist das nicht verrückt, genau zu der Zeit, da meine Mutter sich quälte, mich auf die Welt zu bringen, haben die Gothaer einen Posaunenchor aus der Taufe gehoben.“

Immer wieder kommen ehemalige Weggefährten. Einer von ihnen ist Dieter Lauterbach. „Dieter, die Trompete“, sagt dieser, als ihn der bald 100-Jährige nicht gleich erkennt. „Du rufst mich doch jedes Jahr zu meinem Geburtstag an“, schiebt er hinterher. „Ja“, antwortet Bräutigam schlagfertig, „aber da sehe ich dich doch nicht!“ Dann lachen beide aus vollem Herzen. Und schnell vertiefen sie sich in einem Gespräch, in dem von Kindern und Enkeln die Rede ist.

Gern würde das Ehrenmitglied Horst Kirchner wiedertreffen. „Ich habe mir gewünscht, dass er eingeladen wird, bestimmt kommt er noch“, hofft Bräutigam. „Horst war mein erster Bläserschüler, sehr gelehrig und sehr zuverlässig; hat seinen Posaunenchor nie im Stich gelassen.“


"Das war mir nicht geheuer, wusste ich doch nicht, wie die DDR-Oberen darauf reagieren würden"

Als Kirchenmusiker 1952 in der Augustinerkirche gestartet, wechselte Bräutigam mit der Fertigstellung der Schuke-Orgel neun Jahre später in die Margarethenkirche. Er brillierte nicht nur selbst an dem Instrument, dessen Disposition er mitverantwortete, sondern organisierte Gastspiele berühmter Organisten. Hans-Martin Corinth, Guy Bovet, Gabor Trajtler und sein Lehrer Johannes Ernst Köhler gaben Konzerte, sehr zur Freude der Gothaer Musikfreunde.

Auch der US-Amerikaner David Pizzaro gastierte an der Schuke-Orgel, mehr als einmal. „Pizarro begann jedes seiner Konzerte mit der US-amerikanischen Nationalhymne. Das war mir nicht geheuer, wusste ich doch nicht, wie die DDR-Oberen darauf reagieren würden. Meinen Hinweis diesbezüglich tat Pizarro mit den Worten ab, dass er freier Bürger sei und folglich spiele, was er wolle.“

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Online-Redaktion

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