Nachgefragt
Theologie für das Ehrenamt
Der KFU genießt, auch über die Grenzen der EKM hinaus, den Ruf einer sehr anspruchsvollen theologischen Qualifizierung für Ehrenamtliche. André Poppowitsch sprach darüber mit KFU-Rektor Michael Markert.
Ist das hohe Niveau der Ausbildung ein Modell für die Zukunft oder „zuviel für nebenher“?
Michael Markert: Niemand wird „nebenher“ Prädikant. Diese Frauen und Männer sind von ihrer Kirche für einen zentralen Dienst beauftragt: die öffentliche Verkündigung des Evangeliums im Gottesdienst und in anderen Kontexten. Dass dem eine anspruchsvolle Ausbildung entspricht, halten wir auch nach 60 Jahren Bestehen des KFU für richtig. Wir haben großen Respekt für die Anstrengung, die unsere Teilnehmer aufbringen. Und wir sind bewegt von der Leidenschaft, die theologisches Nachdenken auslöst.
Ist der KFU vielleicht die "Pfarrerschmiede" der Zukunft?
Prädikanten sind kein provisorischer Ersatz für Pfarrer, sondern sie sind ein integraler Teil des Verkündigungsdienstes. Sie sind etwas Eigenes und sollten auch in dieser eigenen Würde wahrgenommen werden. Sie legen teilweise einen langen Ausbildungsweg zurück, um Prädikant zu werden. Auch im Gemeindekirchenrat oder als Lektor waren sie schon für den Gottesdienst mitverantwortlich. Einige Absolventen des KFU gehen dann den Weg tatsächlich noch weiter, hängen ihren bisherigen Beruf an den Nagel, um Pfarrer zu werden. Aber das ist deren individueller Weg und nicht das Ausbildungsziel des KFU.
Sollte der KFU angesichts des sich abzeichnenden Pfarrermangels künftig zu einem Berufsabschluss führen oder in ein Bachelorstudium integriert werden?
Der KFU ist offen für alle Teilnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung. Er verlangt keine Hochschulreife. Er ist anspruchsvoll, aber quantitativ nicht mit einem Bachelorstudium gleichzusetzen. Wir bleiben dabei, dass wir evangelische Theologie für Menschen im Ehrenamt anbieten. Wir tun das am aktuellen wissenschaftlichen Gespräch orientiert, so dass es auch möglich ist, dass Leistungen aus dem KFU in berufsqualifizierenden Ausbildungen anerkannt werden. Aber wir wollen nicht selber zur Berufsausbildung werden, sondern das Ehrenamt stärken und in die Breite der Gemeinde wirken. Im KFU werden nämlich nicht nur Prädikanten ausgebildet, sondern Teilnehmer lernen hier ebenso zur eigenen Information und Reflexion ihres Glaubens. Dazu laden wir auch in Zukunft ein. Man kann den KFU auch besuchen, ohne eine Prüfung abzulegen.
Die Entscheidung über die Berufung und Anstellung von Pfarrern und hauptamtlichen Mitarbeitern liegt bei der Kirche. Die hat es in der Vergangenheit immer wieder einmal ermöglicht, dass KFU-Absolventen zu Pfarrern wurden. Vielleicht wird in Zukunft neben den bisherigen Formen auch ein nebenberuflicher Verkündigungsdienst eine stärkere Rolle spielen.
Autor:Online-Redaktion |
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