Thüringen-Tour der Tora verschoben
Die neue Tora für die jüdische Landesgemeinde Thüringen geht in diesem Jahr nicht mehr auf Reisen. Darauf hätten sich die drei Partner des Projektes "Tora ist Leben" – Jüdische Landesgemeinde Thüringen, EKM und Bistum Erfurt – vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie entschieden, sagte ein EKM-Sprecher. Alle Workshops und Veranstaltungen würden auf das Frühjahr 2021 verschoben.
Abgesagt wurde auch die festliche Auftaktveranstaltung am 4. November in der Synagoge Berkach im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Dort hätte der "Sofer" – das hebräische Wort für Schreiber – Reuven Yaacobov bei seiner Arbeit beobachtet werden können. Zum Termin in Berkach war neben dem Landesvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Reinhard Schramm, auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, angekündigt. Danach waren neun weitere öffentliche Auftritte Yaacobovs unter anderem in Erfurt, Nordhausen und Eisenach geplant. Parallel dazu sollte es ein Vortragsprogramm und Workshops mit etwa 700 Schülern der siebten bis zehnten Klasse geben.
Der "Sofer" hatte mit der Abschrift einer hebräischen Bibel als Geschenk der Christen an die Juden des Landes vor einem Jahr begonnen. Nach dem Schreiben des letzten der 304 805 Buchstaben will die Gemeinde am 30. September 2021, dem jüdischen Festtag zu ihren Ehren, die neue Tora in Gebrauch nehmen. Zuvor soll sie "voller Freude" durch die Erfurter Innenstadt getragen werden, hatte Landesrabbiner Nachama angekündigt.
Man sei für dieses Geschenk sehr dankbar, erklärte der Landesvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Reinhard Schramm. Mit der Tora erhalte das Themenjahr "900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen" eine ganz neue Qualität. Die Vorstellung der hebräischen Bibel vermittele Wissen, das für den Respekt vor den Leistungen jüdischer Wissenschaftler, Künstler oder Ärzte und ihren prägenden Einfluss auf die Entwicklung Thüringens in den vergangenen Jahrhunderten unerlässlich sei. Das Wissen und der Respekt seien nötig im Kampf gegen einen wieder um sich greifenden Antisemitismus.
Landesrabbiner Alexander Nachama verweist auf die große Bedeutung der Tora mit ihren fünf Büchern Mose auf das jüdische Leben. Ihre 613 Gebote bezeichnete er als Quell der Freude. Durch die unterschiedliche Auslegung der Schrift und die Debatte darüber bleibe die hebräische Bibel lebendig. "Dass Thüringens Christen uns eine neue Tora schenken, zeigt, wie wichtig Katholiken und Protestanten ein florierendes jüdisches Leben auch in der Zukunft ist", sagt er. Für die EKM hebt Oberkirchenrat Christhard Wagner die gemeinsame Geschichte der jüdischen und christlichen Religionen hervor: "Wir leben und glauben aus der gleichen Wurzel." Man respektiere die Unterschiede im Glauben und freue sich über das Verbindende.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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