Dessau: Laien und Profis im Posaunenchor
Voller Vorfreude auf das Heimspiel
Es wird geflachst. Es werden die neuesten privaten und gesellschaftlichen Neuigkeiten ausgetauscht und nebenbei die goldglänzenden Posaunen, Trompeten und Hörner aus den meist dunklen Taschen geholt. Schlag 18.30 Uhr am Dienstagabend kehrt dann im Vorraum der Auferstehungskirche in Dessau-Siedlung Ruhe ein.
Von Danny Gitter
Der Mann in ihrer Mitte hat für die nächsten rund eineinhalb Stunden das Sagen. Es ist Andreas Köhn, Leiter des Posaunenchors Dessau seit über 40 Jahren. Schon mit 17, 1981, hat der gelernte Elektriker die Leitung des Chors übertragen bekommen, den sein Vater Horst Köhn 1970 mit aus der Taufe hob.
Erst sieben Jahre vor seiner Chorleitertätigkeit hat Andreas Köhn angefangen, Trompete zu üben. Blechblasinstrumente zu spielen hat im Hause Köhn seit Generationen Tradition. Vater Horst brauchte für seine Tätigkeit als Diakon auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendarbeit in der brandenburgischen Provinz vor seinem Umzug nach Dessau im Jahr 1969 auch ein Instrument, das er spielen konnte. In der Bauhausstadt arbeitete er dann lange als Pfleger im Diakonissenkrankenhaus. Die Liebe zur Musik blieb auch in der Freizeit ein fester Bestandteil in dem von ihm 1970 mitbegründeten Dessauer Posaunenchor. Auch die Kinder wurden so an das Hobby herangeführt. Andreas Köhn und seine Frau Ute wiederum haben es an die eigenen Kindern weitergegeben. Früher haben zu besonderen Anlässen drei Generationen im Familienkreis musiziert. 2018 ist Horst Köhn verstorben. Die Tradition aber ist geblieben. Es waren dann auch die Musik und sein Instrument, die Andreas Köhn in der Trauerphase starken Halt gaben. „Wenn man ein Blasinstrument spielt, dann trifft man oft auf Gleichgesinnte. Egal ob im vertrauten Umfeld oder in der Fremde – man spürt beim Musizieren eine starke Gemeinschaft“, konstatiert Andreas Köhn. Als er vor einigen Jahren eine längere Fortbildung in Dresden absolvierte, fand er auch in der sächsischen Landeshauptstadt sofort eine musikalische Heimat auf Zeit in einem dortigen Posaunenchor. Trompeten, Posaunen und Hörner verbinden.
„Wenn man ein Blasinstrument spielt, dann trifft man oft auf Gleichgesinnte, man spürt beim Musizieren eine starke Gemeinschaft"
18 Mitstreiter, zwischen 16 Jahren und Mitte 70, zählt der Posaunenchor Dessau. Die Proben gehen mit der nötigen Ernsthaftigkeit über die Bühne. Doch Andreas Köhn versteht es, diese mit seiner verbindlichen und liebenswerten, etwas kodderigen Mentalität aufzulockern. Laien wie Profis fühlen sich bei ihm gleichermaßen gut aufgehoben. Einige Mitstreiter des Dessauer Posaunenchors sind Mitglieder der Anhaltischen Philharmonie. Gemeinsam haben die Laien und Profis schon unzählige Gottesdienste sowie Konzerte absolviert, nicht nur in der Region Anhalt. Das tschechische Ostrava, Irland und Pennsylvania in den Vereinigten Staaten standen schon auf der Reiseroute des Posaunenchors. Im kleineren Kreis sind Mitglieder auch in Schottland, Schweden und Norwegen aufgetreten. Der nächste große musikalische Höhepunkt liegt gleich vor der Haustür: Dessau-Roßlau ist Ausrichter des aktuellen Landesposaunenfestes, das ursprünglich schon 2020 stattfinden, aber coronabedingt um zwei Jahre verschoben werden musste. Doch von Aufregung vor dem „Heimspiel“ zeigen Andreas Köhn und seine Mitstreiter keine Spur. „Wir freuen uns einfach darauf, gute Gastgeber zu sein“, sagt Andreas Köhn.
Autor:Online-Redaktion |
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