Stadtroda: Fachklinik weiht neuen Andachtsraum ein
Von der Chemie der Seelsorge
Durch den Klinikpark, vorbei am historischen Glockenturm führt ihr täglicher Arbeitsweg. Ellen Hoffmann eilt nicht, sie hat ein Lächeln im Gesicht und die Gitarre auf dem Rücken. Die Pastorin ist Seelsorgerin in der Asklepios-Klinik in Stadtroda.
Die auf Psychiatrie, Psychotherpie und Suchtkrankheiten spezialisierte Fachklinik hat eine lange Geschichte. Der Glockenturm, einst Teil des alten Haupthauses aus dem Jahr 1842, erzählt in seinem Inneren von 170 bewegten Jahren. Nun ist ein weiteres Kapitel hinzugekommen.
Vis-à-vis zum Glockenturm ist im November der neue Gebäudekomplex in Betrieb genommen worden. Neben modernen Zimmern für 160 Patienten und Verwaltungsbüros ist hier auch ein neuer Andachtsraum entstanden. Die sakrale Ausgestaltung hat der Holzbildhauer Thomas Kretschmer übernommen, der in seinem Atelier auf dem Klinikgelände auch mit Patienten der Psychiatrie arbeitet. »Das aus Holz gefertigte Wandkreuz, Altar, Pult, und Pilgerin geben dem Raum eine besondere Wärme«, findet die Klinikseelsorgerin. Die schlichte Gestaltung ließe nämlich Platz für das Wesentliche.
Und um das, sagt Ellen Hoffmann, ginge es ihr auch in ihrer Arbeit mit den Patienten. »Als Seelsorgerin weiß ich nicht um die jeweilige Diagnose. Was ich sehe, ist der Mensch.« Das Positive an den Gesprächen mit den Patienten sei, dass sie – im Gegensatz zu den Therapiesitzungen – kein Ziel verfolgten. »Das ist es, was den Patienten guttut.«
Seit über zwei Jahren ist Ellen Hoffmann am Stadtrodaer Klinikum. Zuvor war sie sechs Jahre mit der Seelsorge am Waldklinikum in Gera betraut. Neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit betreut die Pastorin im Auftrag des Pfarramtes Orlamünde 13 Dörfer im Reinstädter Grund im Kirchenkreis Eisenberg. Sechs Mal schon in ihrem Berufsleben, erzählt sie, habe sie ein Pfarramt schließen müssen. Eine einprägsame Erfahrung, die das Leben nicht nur für die Gemeinden verändert habe, sondern auch für sie selbst Umbrüche bedeutete. »Ich habe gelernt, flexibel zu sein«, sagt die Pastorin heute.
Mit ihrer Gitarre zieht sie über die Dörfer – einen Organisten gibt es meist nicht – und bietet vor allem Abendgottesdienste während der Woche an. »Am Wochenende sind da die Kinder oder Enkel, mit denen man Zeit verbringen möchte. Lieber als an einem Sonntagmorgen kommen die Leute an einem Donnerstagabend um 7 Uhr: Da ist das Abendbrot gegessen, die Hühner sind im Stall und der Vorabendfilm beginnt, wenn man wieder zu Hause ist.«
Ihre Jugend verbrachte die gebürtige Chemnitzerin im südthüringischen Schwarza. Im dortigen VEB Chemiefaserkombinat hatte sie eine Ausbildung zur Chemiefacharbeiterin gemacht. Erst nach 1990 entschied sie sich für das Theologiestudium. Was man von der Chemie für die Seelsorge lernen kann? Mit den Erfahrungen im Leben ist es wie mit den Ingredienzen im Reagenzglas«, sagt Ellen Hoffmann. »Erst die vielen Zutaten machen das Ergebnis so besonders.« Beatrix Heinrichs
Einweihung der Klinikkapelle: 13. Dezember, 16 Uhr; Andachten donnerstags, 16 Uhr
Autor:Online-Redaktion |
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