Nachgedacht
Von drinnen und draußen
Ich war schon mehrfach im Gefängnis, nicht als Gefangene natürlich, sondern dienstlich.
Von Claudia Crodel
Wer eine Justizvollzugsanstalt als Besucher betritt, muss sich strengen Sicherheitskontrollen unterziehen. Da gehen Türen auf und werden hinter einem sofort wieder geschlossen. Ein Besuch an diesem besonderen Ort ist mit einer außergewöhnlichen, angespannten und auch irgendwie kalten Atmosphäre verbunden.
Am vergangenen Sonnabend war ich bei der „Musik hinter Gittern“ in der JVA Roter Ochse in Halle, einer Veranstaltung, zu der auch Menschen von außen eingeladen waren. Anfangs hatte ich Zweifel, ob dort eine Adentskonzertstimmung aufkommen kann. Denn: Neben und hinter den Stuhlreihen der Zuhörer standen die Sicherheitskräfte in ihren Uniformen. Und da saßen die Gefangenen aus der U-Haft und dem Strafvollzug, die mehr als zwei Drittel des Konzertpublikums ausmachten. Warum sie in der JVA sind, was sie getan haben und vor allem welcher Anlass, ja welches Schicksal dazu geführt hat, werden wir nie erfahren. Aber ich sah in den Gesichtern der Gefangenen, dass auch sie zu Beginn des Konzertes eher verunsichert waren, was die Veranstaltung bringen würde.
Doch das Eis brach bei den meisten schnell, auch bei mir. Nach wenigen Liedern, die der Gospelchor „Joy’n’us“ vortrug, war klar: Musik schließt die Herzen auf, überall – egal, ob unter freiem Himmel, in der eiskalten Kirche oder eben auch im Gefängnis. Musik erreicht gerade in dieser besonderen Zeit selbst Menschen, die man sonst schwer erreichen kann. Wohl alle, egal ob von drinnen oder von draußen, spürten im Kirchensaal der JVA das Besondere, das von den Gospelklängen mit der Verkündigung christlicher Freude ausgeht.
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Autor:Online-Redaktion |
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