Gemeinsames Abendmahl
"Vorm Altar gibt es keine Diskussionen mehr"
Katholische und evangelische Bischöfe haben erneut Vorbehalte gegen die eucharistische Gastfreundschaft geäußert. In den evangelischen Gemeinden im katholisch geprägten Eichsfeld wird Ökumene großgeschrieben, weiß Pfarrer Florian Zobel aus Großtöpfer im Kirchenkreis Mühlhausen. Beatrix Heinrichs hat mit ihm über das Teilen von Brot und Wein gesprochen.
Was spricht für eine wechselseitige Öffnung von Eucharistie und Abendmahl?
Florian Zobel: Das wird seit langem diskutiert und wäre auch für unsere Gemeinden im Südeichsfeld ein schönes und wichtiges Signal für die Ökumene. Viele evangelische Christen leben in konfessionsverbindenden Ehen und verfügen so meist über eine große katholische Verwandtschaft. Ich erlebe es in unseren Gottesdiensten auch immer wieder, dass viele Katholiken mit uns feiern.
Dennoch sollte man nicht zu leichtfertig eine wechselseitige Öffnung fordern. Katholische Eucharistie und evangelisches Abendmahl sind nicht identisch, besonders der Stellenwert des Sakraments ist in beiden Konfessionen verschieden. Das muss man anerkennen und darf die Differenzen nicht einfach so wegwischen, damit wäre niemanden geholfen – auch uns Evangelischen in der Diaspora im Eichsfeld nicht.
Welche Weichen gilt es noch zu stellen aus Ihrer Sicht?
Es muss zwischen den Konfessionen noch mehr Vertrauen wachsen, damit weitere ökumenische Fortschritte möglich sind. Unsere Aufgabe als Evangelische ist es dabei, über unseren Umgang mit dem Abendmahl nachzudenken. Wem es als evangelischem Christen genügt, in der eigenen Gemeinde nur dreimal im Jahr Abendmahl zu feiern, der wird einem Katholiken schlecht verständlich machen können, dass er in der Messe dann aber unbedingt zur Kommunion gehen möchte.
Welchen Wert hat Ökumene ohne eine Regelung für ein gemeinsames Abendmahl?
Man muss unterscheiden: Eucharistische Gastfreundschaft ist etwas anderes als ein gemeinsames Abendmahl. Langfristig muss die Gemeinschaft im Abendmahl das Ziel sein – da sind sich Katholiken und Protestanten wohl einig. Aber die Ökumene hätte keinen Wert, wenn es sich hierbei nur um einen formelhaften und faulen Kompromiss handeln würde. Wahre Einheit und echte Ökumene braucht gegenseitiges Vertrauen, und echtes Verstehen in geschwisterlicher Liebe – kein Aushandeln von politischen Interessen. Darum ist mir eine Ökumene lieber, die ehrlich sagt, was noch nicht geht, als eine Ökumene, die keinen festen Grund hat.
Wie sieht die gängige ökumenische Praxis in den Gemeinden im Eichsfeld aus?
Wenn ich weiß, dass zum Beispiel bei einer Taufe oder einem Hausabendmahl viele Katholiken dabei sein werden, dann spreche ich dies vorher an und erkläre den Katholiken beide Sichtweisen: meine evangelische und die, die ihnen ihr katholischer Pfarrer geben würde. Dann bleibt es dem Gewissen des Einzelnen überlassen. Vor dem Altar aber gibt es für mich keinen Platz für Diskussionen mehr.
In Anbetracht von Mitgliederschwund und Säkularisierung: Liegt in der Ökumene die Zukunft der Kirche?
Freilich liegt in der Ökumene die Zukunft der Kirche – wo denn auch sonst? Allerdings sehe ich es nicht so pragmatisch, dass man aus zwei halbleeren Kirchen wieder eine volle machen könnte. Denn auch hier muss es um Jesus Christus allein gehen. Beide Konfessionen stehen vor der Herausforderung der Neuevangelisierung. Das Evangelium wieder oder gar zum ersten Mal zu den Menschen zu bringen – darum muss es gehen. Und da es nur ein Evangelium gibt, ist dieses Aufgabe natürlich ökumenisch!
Autor:Online-Redaktion |
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