Impulstag
Was Wald und Kirche gemeinsam haben
Was verbindet Wald und Kirche? Beide müssen derzeit umgebaut werden, damit sie zukunftsfest werden. Während der Flora vor allem der Klimawandel zusetzt, sieht sich die Kirche insbesondere gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt.
Von Oliver Gierens
Was Wald- und Kirchenexperten voneinander lernen können, darum ging es bei einem Impulstag an der Martin-Luther-Universität in Halle. Beteiligt war auch Katharina Freudenberg vom "Center for Empowerment Studies" der Theologischen Fakultät.
"Das war eine besondere Crossover-Veranstaltung, die es so noch nicht gegeben hat", sagte Freudenberg. So hätten die Theologen den Forstexperten sehr aufmerksam zugehört, um Verbindungslinien zu schlagen. Dabei habe unter anderem Professor Henrik Hartmann in seinem Vortrag "Wald im Stress – Umbrüche und Unsicherheiten" gute Impulse gegeben.
Binnen weniger Jahre sei das, was man über den Wald zu wissen glaubte, ins Wanken geraten. Man habe keine klare Strategie, wie man mit dem Wald im Angesicht des Klimawandels umgehen könne und könne nur auf Sicht fahren. Zum Beispiel habe sich die Hoffnung, dass Buchen sehr klimaresilient sein könnten, als falsch herausgestellt. In der Sehnsucht, Sicherheit zu haben, werde man keine Sicherheit finden. "Der neue Wald werde nicht wie der alte sein", habe Hartmann deutlich gemacht. Aber wie der neue Wald aussehen könne, werde die Zukunft zeigen.
Aus diesen Aussagen könne man durchaus Parallelen für die Kirchenentwicklung ableiten: So habe die Superintendentin des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau, Elke Rosenthal, klar gemacht, dass das parochiale Prinzip in der Kirche, also die klassische Aufteilung in Gemeindebereiche, nicht mehr tragfähig sein werde. Man müsse sich darauf einstellen, dass es viele Brachen geben werde.
Dennoch habe sie auch verdeutlicht: Kirche an sich werde es immer geben. Man müsse also nicht den Mut verlieren, sondern Vertrauen haben. Aufgabe der leitenden Personen sei es, gute Bedingungen dafür zu schaffen, dass Neues Raum haben könne. Man müsse sich einer neuen Form von Kirche öffnen.
Als Leitsatz habe Hartmann formuliert, dass Waldumbau kein Untergang sei, sondern ein Wandel. Dieses Bild sei auch für Kirche sehr hilfreich. Sich auf einen Wandel einzulassen, setze Kräfte frei, betonte Freudenberg.
Die Waldexpertin Viktoria Röntgen aus dem Nationalpark Harz habe zudem vom "Prozessschutz" gesprochen, bei dem man den natürlichen Dynamiken Schutz geben müsse. Auch dies lasse sich ins Kirchliche übertragen, meinte Freudenberg: Dort, wo etwas Neues erprobt werde, wo es sich also noch um kleine Pflänzchen handelt, bräuchten diese einen entsprechenden Schutz und Raum. Röntgen habe davon gesprochen, wie viele Ängste ihr aus der Bevölkerung entgegenkämen, da man nicht mehr das gewohnte Bild von Wald sehe. "Das gilt auch für unser Nachdenken über Kirche. Auch dort gibt es manches auszuhalten", sagte Freudenberg.
Autor:Online-Redaktion |
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