Porträt
Weltverantwortung in Sachsen-Anhalt
Jürgen Scharf hat einen inneren Kompass. Der christliche Glaube sei ihm von jeher Kraftquelle, Hoffnung und Auftrag, betont er in seinem letzten Rechenschaftsbericht als ehrenamtlicher Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU in Sachsen-Anhalt. 30 Jahre stand der mittlerweile fast 70-Jährige der Sonderorganisation der CDU/CSU, oder wie es Scharfs Nachfolger Stephen Gerhard Stehli formulierte, dem „evangelischen Gewissen“ der CDU in Sachsen-Anhalt, vor.
Von Willi Wild
Scharf ist am 15. September 1952 in Salzwedel geboren worden. Der studierte Mathematiker war in der angewandten Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Lacke und Farben tätig, bevor er in die Politik ging. CDU-Mitglied wurde er bereits 1976. 1990 wurde er in den Landtag gewählt. Von 2002 bis 2011 war Scharf Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Magdeburger Landtag.
Die Motivation, in die Politik zu gehen, liege in seinem christlichen Glauben begründet, sagt Scharf. „Ja, ich empfand diesen Auftrag sogar als Verpflichtung.“ Im politischen System der DDR Verantwortung zu übernehmen, ohne sich selbst korrumpieren zu lassen, bezeichnete er als Drahtseilakt. Umso mehr brachte nicht nur ihm die Friedliche Revolution eine neue Handlungsfreiheit und 26 Jahre parlamentarische Arbeit. Scharf spricht rückschauend vom „Auftrag der Weltverantwortung aus dem christlichen Glauben heraus“.
Dieser Auftrag ist nicht nur ein Lippenbekenntnis. Scharfs Liste seiner ehrenamtlichen Aktivitäten vor allem in der evangelischen Kirche, von der Gemeindearbeit vor Ort bis zur Landessynode, ist ein beredtes Zeugnis. Jahrelang war er GKR-Vorsitzender und gehörte der letzten Synode der Kirchenprovinz Sachsen (KPS) an. Seit knapp zehn Jahren engagiert er sich im Kirchspiel Kreuzhorst im Kirchenkreis Elbe-Fläming. In dem Zusammenschluss der Kirchengemeinden Calenberge, Randau und Pechau wirkt er als Mitglied des Gemeindekirchenrates mit.
Scharf gehört zu den Gründungsmitgliedern des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg und ist Vorsitzender des Trägervereins der Evangelischen Domgrundschule. Die gelebte Ökumene ist ihm ein Anliegen. So wundert es nicht, dass ihn beispielsweise der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige in den Vergabebeirat der Flüchtlingshilfe berief.
Die gegenwärtige Diskussion um das „C“ im Namen seiner Partei sieht er gelassen. „Wir lassen uns keine unnötige Diskussion aufdrücken“, so der Politiker. Es sei Aufgabe der Christen in der CDU und eben des EAK, immer wieder an die christlichen Wurzeln zu erinnern, denn fast die Hälfte der Mitglieder in der CDU Sachsen-Anhalts gehörten keiner christlichen Kirche an. Aber, schränkt Scharf ein, „wir sind keine Kirchenpartei, sonst hätten wir in Sachsen-Anhalt nie eine Wahl gewonnen“.
Auch wenn er sein Ehrenamt als Vorsitzender des EAK in Sachsen-Anhalt nach drei Jahrzehnten an den Landtagsabgeordneten und stellvertretenden EKM-Synodenpräses Stehli abgibt – so ganz zurückziehen will sich Scharf noch nicht. Er bietet am Ende seines Rechenschaftsberichtes den EAK-Mitgliedern an, gern als protestantischer „Hefepilz in der CDU und der Gesellschaft“ zu wirken und weiterhin im Vorstand mitzuarbeiten. Keine Frage, dass die Mitglieder bei der Wahl mit einem eindeutigen Ergebnis darauf antworten.
Autor:Online-Redaktion |
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