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Schuldnerberatung
Wenige Termine, viel Nacharbeit

Krisenmodus: 20 Prozent der Verbraucher leiden häufig unter finanziellem Stress. | Foto: Foto: pixabay.com/loufre
  • Krisenmodus: 20 Prozent der Verbraucher leiden häufig unter finanziellem Stress.
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Wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist: Was dieses geflügelte Wort bedeutet, bekommen Katja Grubert und Ina Tauchel seit über einem Jahr hautnah mit.

Von Oliver Gierens

Die beiden Frauen arbeiten in der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas in Halberstadt. «Seit dem Ukraine-Krieg haben wir mehr Beratungsgespräche als zuvor», sagt Grubert. Vor dem Hintergrund steigender Lebensmittel- und Energiepreise und einer Rekord-Inflation kommen seit Mitte vergangenen Jahres immer mehr Menschen in die Erstberatung. Sie erhalten dort Unterstützung, um ihre privaten Finanzen in den Griff zu bekommen. «Beispielsweise empfehlen wir, alle Ausgaben in ein Haushaltsbuch einzutragen», sagt Grubert: «Oder wir helfen ihnen, ihre Kreditkarte zu kündigen, damit sich nicht noch mehr Schulden anhäufen.»

Dass die Verschuldung privater Haushalte durch die Preissteigerungen drastisch zugenommen hätte, können die Beraterinnen aber nicht beobachten. «Es gab immer schon eine hohe Nachfrage», sagt Tauchel. Und die Termine seien knapp, denn es sei viel Nacharbeit nötig. Sie nimmt etwa Kontakt mit den Gläubigern auf und versucht, eine Ratenzahlung oder eine Kürzung der Raten zu erreichen. Zudem seien soziale Härten durch staatliche Leistungen wie die Erhöhung des Mindestlohns und des Kindergeldes abgefedert worden. «Viele Menschen erhalten ihre Energieabrechnungen erst in diesem Jahr», so Tauchel. «Das wird sich vielleicht noch in der Zahl der Beratungen niederschlagen.» Knapp 1.700 Beratungen waren es 2022 – mehr als in den Vorjahren. Allerdings hätten sich in der Coronazeit auch neue Beratungsformen wie Mail- oder Onlineberatung etabliert. Diese machten inzwischen rund 40 Prozent der Kontakte aus.

«Die Überschuldungslage der deutschen Verbraucher hat sich trotz der Folgewirkungen von Coronakrise, Ukrainekrieg und Energiepreiskrise bislang noch nicht dramatisch verschlechtert», sagt auch Patrik-Ludwig Hantzsch, Sprecher der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Neuss in Nordrhein-Westfalen. Die Energiepreiskrise habe zwar die Verbraucher in Deutschland erreicht, aber nicht mit voller Wucht. So sei eine Mangellage bei Strom und Gas ausgeblieben, und staatliche Hilfsprogramme hätten trotz zeitlicher Verzögerung ihre Wirkung entfalten können.

Laut einer Umfrage der Firma Creditreform Boniversum, die Konsumentendaten erhebt, leiden rund 20 Prozent der Verbraucher unter häufigem finanziellen Stress. Das sei seit Beginn der Umfragen im Jahr 2010 der höchste Wert. «Der andauernde finanzielle Stress setzt den Verbrauchern zu», sagt Hantzsch: «Betroffen sind vor allem diejenigen, die auch in normalen Zeiten wenig bis gar nichts sparen können.»

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