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Wer am Achava-Tisch Platz nimmt

Schule mal anders: Schüler befragen Zeitzeugen. | Foto:  Achava/Martin Kaufmann
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  • Schule mal anders: Schüler befragen Zeitzeugen.
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Die Achava Festspiele Thüringen gehen mittlerweile in die neunte Saison. Das jüdisch-interkulturelle Festival hat sich zum größten seiner Art im Osten Deutschlands entwickelt, sagt Intendant Martin Kranz. 

Von Willi Wild

"Wir haben im Freistaat über 40 Partner und darüber hinaus in Berlin, Brüssel, in der Schweiz, in Österreich, Israel und in den USA Menschen, die mit dem Festival zusammenarbeiten". Neben Eigenproduktionen in der Musik und der darstellenden Kunst liegt dem Kulturmanager vor allem der Bildungsbereich am Herzen. In den vergangenen Jahren wurde die Zusammenarbeit mit Schulen intensiviert.

Der interreligiöse Anspruch des Festivals lasse sich nicht gänzlich umsetzen, bedauert Kranz. Der jüdisch-muslimische Dialog sei ins Stocken geraten. Das Angebot der Beteiligung gelte aber weiterhin. Kranz räumte ein, dass für einige der hebräische Name Achava (Brüderlichkeit) und der Davidstern als Erkennungszeichen Hinderungsgründe sein könnten. Einzige Ausnahme sei die muslimische Ahmadiya-Gemeinde aus Erfurt, "die gern der Einladung an den ›Achava-Tisch‹ zum Austausch folgt". Der Intendant könnte sich gut vorstellen, den Halbmond neben den Davidstern zu stellen. Der interreligiöse Dialog und die Verständigung der Kulturen gehörten von Anfang an zu diesem Festival.

Vom Ausgangspunkt, dem jüdischen Erfurt, haben sich die Achava Festspiele Thüringen über den Freistaat ausgebreitet. In diesem Jahr gibt es in Eisenach, Gotha, Arnstadt, Erfurt, Weimar und knapp 20 weiteren Spielstätten ein umfangreiches Programm. Mit dem Kirchenkreis und der Stadt Eisenach wird es eine Kooperation bei der Festwoche "500 Jahre Bibelübersetzung" geben. Dabei soll eine der bedeutendsten geistlichen Kompositionen, Bachs h-Moll-Messe, am 15. September in der Georgenkirche ein musikalischer Höhepunkt werden.

In Weimar und Gotha sind Zeitzeugen-Gespräche geplant. Die Ungarin Éva Fahidi-Pusztai oder Naftali Fürst, die beide die Schoah überlebten, werden Gespräche führen, ihre Filme zeigen und aus ihren Büchern lesen. Gerade hier sei es wichtig, die noch lebenden Überlebenden des Holocaust mit ihren Geschichten in Bild und Ton festzuhalten. Derzeit sei er mit etwa 40 Zeitzeugen auf der ganzen Welt im Gespräch. "Der Jüngste ist 90, der Älteste 101 Jahre alt. Ich reise mit einem Filmteam zu ihnen, und wir nehmen uns ganz viel Zeit", berichtet Kranz. Die Reihe "Hört die Zeugen" sei deshalb für ihn ein ganz wichtiger Programmpunkt. Außerdem freue er sich darauf, die Peterskirche in Erfurt nach der Sanierung erstmals mit Konzerten bespielen zu können.

In Thüringen gibt es drei jüdische Festivals: die Jüdisch-Israelischen Kulturtage im Frühjahr, im Sommer den Yiddish Summer und Achava im Herbst. Für Kranz ergänzen sich die Konzepte, und er betont, dass es kein anderes Bundesland gebe, in dem drei jüdische Festivals mit unterschiedlicher Ausrichtung über das Jahr verteilt zu erleben sind. "Das ist ein wahrer Glücksfall und Geschenk für den Freistaat."

 achava-festspiele.de 

Schule mal anders: Schüler befragen Zeitzeugen. | Foto:  Achava/Martin Kaufmann
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