Gera: Karl-Heinz Kümritz ist der »Grüne Herr« im Wald-Klinikum
»Wir sind für die Seele da«
Von Elke Lier
Die über 300 Grünen Damen und Herren der Evangelischen Kranken-und Altenhilfe (EKH) in Thüringen haben seit März einen neuen Landesbeauftragten. Karl-Heinz Kümritz aus Gera wird sich um die Zusammenarbeit der Gruppen, um Weiterbildungen und die jährliche Regionaltagung der Ehrenamtlichen kümmern.
»Wir sind froh, dass er das Amt seiner 2018 viel zu früh verstorbenen Ehefrau Monika weiterführt«, sagt Angela Dalko, Einsatzleiterin der 40 Grünen Damen und drei Herren am Geraer Wald-Klinikum, anerkennend. Sie übernahm kurzfristig mit zwei anderen Einsatzleiterinnen amtierend die Landesbeauftragung. Karl-Heinz Kümritz stellt sich nun den Gruppen und Geschäftsführungen in den 24 Thüringer Krankenhäusern und zwölf Altenheimen vor. »Zuhören, das ist eine große Kunst. Für andere Menschen gerne da sein und helfen wollen, ist eine Gabe und ein Glück, zu spüren, wenn die Seelen sich berühren.« Der überzeugte Christ engagierte sich viele Jahre im kirchlichen Besuchsdienst und war bis zum Rentenalter geduldiger und verständnisvoller Zuhörer und Ratgeber in der Telefonseelsorge.
Nun also mit 66 Jahren ein neues Ehrenamt. Sportlich schlank und jährlich als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs, straft er sein Alter Lügen. Der studierte Elektroniker, ausgestattet mit Forschungserfahrung in der Industrie und Verhandlungsgeschick als langjähriger Projektkoordinator einer Thüringer Fördergesellschaft, weiß, wie man Visionen und Machbares verbindet. Die vor 50 Jahren gegründete Organisation der Grünen Damen und Herren, in Gera seit 20 Jahren präsent, braucht viele Unterstützer.
Angela Dalko, seit 2009 aktiv in der Geraer Gruppe, lobt die Zusammenarbeit mit Pflegedienstleitung und Marketing im Wald-Klinikum Gera, das Kirchenamt, den Landesseniorenbeirat, die Diakonie, die Ehrenamtszentrale und beschreibt dieses besondere Ehrenamt: »Wer bei uns anfangen möchte, sollte freundlich, aufgeschlossen und einfühlsam sein, muss die Kraft haben, mit kranken, einsamen und sterbenden Menschen umzugehen.«
In einem Vierteljahr Einarbeitungszeit könne jeder seine physischen und psychischen Voraussetzungen prüfen. Als Einsatzleiterin entscheidet sie verantwortungsvoll über eine Eignung. Angela Dalko kennt aufgrund ihrer langen Krankengeschichte im Geraer Klinikum viele Ärzte und Schwestern, jeden Winkel und langen Gang des Hauses. Ihr schien es zu wenig, mit damals 51 Jahren plötzlich nur erwerbsunfähig und Oma von vier Enkelkindern zu sein. Nun koordiniert sie die Dienste der Frauen und Männer, deren grüner Schal sie ausweist. »Pünktlich früh um acht stehen wir an der Aufnahme, begleiten Patienten bis auf die Stationen. Manche Angehörige melden vorab schon einen Besuchsdienst an.« Anfangs seien Schwestern und Pfleger skeptisch gegenüber den Helfern gewesen. »Inzwischen ist es eine wunderbare Zusammenarbeit«, bestätigt Katrin Wiesner, Marketing-Leiterin im Wald-Klinikum, in dem jährlich rund 45 000 Patienten stationär betreut werden. »Sie erhalten Zuwendung im Klinikalltag und eine erste Orientierung. Das Pflegepersonal signalisiert, wer wenig oder überhaupt keinen Besuch bekommt.« Eine Schulung der Grünen Damen und Herren für Demenz-Patienten sowie die Unterstützung des Klinikpersonals am Empfangstresen zu den Hauptbesuchszeiten sind die nächsten Ziele. »Wir sind für die Seele da«, so Angela Dalko. Zusammen mit einer guten Pflege sei das ein erfolgreiches Rezept.
Bei Karl-Heinz Kümritz klingelt das Handy. Es geht um den Info-Stand der Grünen Damen und Herren beim Thüringentag in Sömmerda. Karl-Heinz Kümritz ist im neuen Amt angekommen.
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.