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Wenn Eltern trauern
Worte als Wundsalbe

Dorothea Knetsch leitet den Gesprächskreis für frühverwaiste Eltern. | Foto: Conny Mauroner
  • Dorothea Knetsch leitet den Gesprächskreis für frühverwaiste Eltern.
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Es gibt Frauen, die passen so gut in ihren Job, für sie könnte man sich gar nichts anderes vorstellen. Dorothea Knetsch ist eine von ihnen.

Von Conny Mauroner

Die Pfarrerin aus Weimar sieht ihren Beruf als Berufung. „So etwas kann man nicht unbedingt lernen. Man bringt es einfach mit.“ Die vierfache Mutter arbeitet als Klinikseelsorgerin am Sophien- und Hufelandklinikum. Eine Aufgabe, die sie zuerst einmal wegen der Familienfreundlichkeit gewählt hat. „Als Klinikseelsorgerin ist man nicht wie als Pfarrerin ständig abends unterwegs.“

Wer ihr gegenübersitzt, merkt sofort: sie ist eine, die zuhören kann. Das ist auch eine der Hauptaufgaben der Klinikseelsorgerin. „Ich sitze an vielen Patientenbetten und höre mir die Sorgen und Nöte an. Aber auch für Mitarbeiter der Klinik bin ich da." Zeit ist dabei, wenn man so will, die Medizin, die sie mitbringt. "Ab und an sitze ich auch mal eine Stunde am Patientenbett. Das könnte keine Pflegekraft leisten.“

Den Großteil ihrer Arbeit bestimmen "schwere Geschichten", Schicksale, die ihr auch als Mutter nahegehen. Insbesondere wenn es um Kinder geht, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Projekt, das der Klinikseelsorgerin dabei sehr am Herzen liegt, ist der Gesprächskreis für frühverwaiste Eltern. Vor ein paar Jahren hat der sich etabliert. Die Treffen finden jeweils am letzten Mittwoch im Monat im Weimarer Jakobskirchhof statt. „Doch leider sind diese Gesprächsrunden über die Coronazeit fast eingeschlafen. Wie so viele Selbsthilfegruppen haben wir den Anschluss an die Betroffenen verloren.“

Das will Dorothea Knetsch ändern und lädt Mütter und Väter ein, sich an den Runden zu beteiligen. So spricht sie Eltern an, die ein Kind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verloren haben. „Darüber reden und erkennen, dass man nicht allein ist. Der Austausch untereinander, Trauerrituale teilen. All das hilft.“
Kirche tritt dabei in den Hintergrund. „Natürlich segne ich die Teilnehmer des Kreises gern, aber ich werde keine Andacht halten. Man muss kein Christ sein, um zum Gesprächskreis zu kommen.“ Es geht um das Zusammensein, um das gemeinsame Trauern und ums Erzählen. „Das alles passiert im geschützten Raum. Und dabei spielt es keine Rolle, wie lang es her ist, dass man sein Kind verloren hat. Jeder Betroffene ist willkommen.“

Meist sind es die Mütter, die den Weg zum Gesprächskreis finden. Für jedes Kind zünden sie eine Kerze an, sprechen den Namen des Kindes. „Auf diese Weise sind sie dabei. Die Kinder sind ihren Eltern in diesem Augenblick sehr nah.“ Betroffenen, die nicht gleich die große Runde zum Austausch suchen, macht die Theologin Mut und bietet zunächst ein Vier-Augen-Gespräch an. Sicher kann so ein Gespräch keine Wunder bewirken. Aber es hilft vielleicht dabei, Wunden ein wenig zu schließen.

Trost zu spenden gebe auch ihr selbst "unheimlich viel", sagt sie. Ob es ums Zuhören oder Miteinander schweigen ginge: beides könne sehr heilsam sein. "Und dann gibt es ja die besonders schönen Momente, wenn ich zum Beispiel Kinder auf der Neugeborenen-Station segnen kann.“ Freude und Leid liegen im Alltag der Klinikseelsorgerin manchmal dicht beieinander.

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Online-Redaktion

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