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Nachgefragt
Zwei Seiten einer Medaille

Werner Henning | Foto: Foto: Landkreis Eichsfeld

Werner Henning (CDU) ist Deutschlands dienstältester Landrat. Ende Juni geht er in den Ruhestand. Der 67-Jährige ist gebürtiger Eichsfelder – und bekennender Katholik. Als Politiker sein Gottvertrauen öffentlich als solches zu benennen, das sei ihm in den Anfangsjahren schwergefallen. Warum, erklärt er im Gespräch mit Beatrix Heinrichs.

Inwieweit hat Sie Ihr Gottvertrauen durch Ihre lange Amtszeit getragen?
Werner Henning: Aus dem Abstand betrachtet, bin ich im Verlauf meiner langen Dienstzeit zunehmend freier geworden, die Überwindung meiner Sorgen und Probleme, Ängste und Gefahren mit „Gottvertrauen“ zu umschreiben. Vor 20 Jahren wäre mir das noch nicht so leicht möglich gewesen. Ich hätte mich wohl noch mehr auf meine eigene Kraft oder vielleicht auch auf die Akzeptanz meines Amtes berufen. Über die Jahre bin ich gelassener und freier geworden, Leistung nicht nur als Ergebnis der eigenen Anstrengung zu begreifen, sondern auch in den Horizont zu stellen, dass vieles gut wird, wenn man sich redlich darum bemüht.

Gibt es eine Bibelstelle, die Sie im Leben begleitet?
Erst in dieser Freiwerdung fällt mein Blick auf die eine oder andere Bibelstelle, welche Ähnliches beschreibt. Zum Beispiel: "Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herrn ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte" (Jeremia 17,7-8). Oder auch: Wer auf das Wort merkt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt" (Sprüche 16,20). Auch ein Vers aus dem Römerbrief gehört dazu: "Wir aber wissen: Die Liebe Gottes treibt uns hin zur Gerechtigkeit; Gott hat uns erwählt, damit wir heilig und untadelig vor ihm leben sollten in Liebe (Römer 8,28-30).

Wo können Katholiken und Protestanten voneinander lernen?
Den Katholiken empfehle ich eine tiefe Demut gegenüber Luthers „sola gratia“, alles als Gnade zu verstehen, um daraus selbst nach einem „gnädigen Gott“ zu suchen. Den Protestanten wünsche ich die frohmachende Teilhabe an dem jesuitischen Erleben von Religion in Prozession und Wallfahrt oder auch an der verankerten Volkskirche. Insofern sind katholisch und evangelisch nur verschiedene Seiten der gleichen Medaille.

Werden Sie den Katholikentag in Erfurt besuchen?
Nein, zeitgleich feiert meine Schwägerin in Westfalen ihren 70. Geburtstag. Ich gebe also in diesem Falle der Familie Vorrang.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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