Jahrestag mit Briefmarke gewürdigt
500 Jahre Weihnachtsbaum
Im Elsass – und vor allem in Sélestat (rund 40 Kilometer südwestlich von Straßburg) – ist der Weihnachtsbaum fest im Herzen der Bevölkerung verankert.
Von Jeffrey Myers
Denn von 1521 – vor genau 500 Jahren – existiert dort ein Eintrag in einem Rechnungsbuch der Bibliothek in Schlettstadt: „Item IIII schillinge dem foerster die meyen an sanct Thomas tag zu hieten.“ („Ebenso vier Schillinge dem Förster, damit er ab dem St. Thomastag die Bäume bewacht.“) Der Förster sollte die Tannen des Gemeindewalds hüten, damit kein Unbefugter in der Vorweihnachtszeit Bäume aus dem Wald schlug zum Zwecke der Verwendung als Christbaum.
Bereits 1539 gab es den nächsten urkundlichen Beleg, dass im Straßburger Münster ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde. Die Zünfte und Vereine brachten schließlich die immergrünen Bäumchen in unsere Häuser.
Der 500. Jahrestag der ersten Erwähnung des Weihnachtsbaums im Jahr 1521 wird durch die Ausgabe einer nationalen Briefmarke gewürdigt.
Auch das noch...
Das einstige geläufige Motiv beim Schmücken des Weihnachtsbaums war der Paradiesbaum. Denn seit alters feiert die christliche Kirche am ersten Weihnachtstag nicht nur den Geburtstag des neugeborenen Christus, sondern auch den Adam und Evas. Der Baum des Lebens in der Mitte des Paradieses, an dem sich das erste Menschenpaar vergriffen hat, ist somit der Horizont, vor dem das Weihnachtsgeschehen begriffen werden muss. Die Weihnachtsgeschichte ist also eine Paradiesgeschichte.
Mit Äpfeln oder Kugeln wurden die Christbäume damals geschmückt. 1870 gelingt es Justus von Liebig, Glaskugeln von innen zu versilbern. Manche wurden sogar mit einer Kehlung, also „angebissen" gefertigt. Also jede Weihnachtskugel im Advent - ob auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt oder in zahllosen Wohnungen in der Mainstadt (und weltweit) – erinnern indirekt an den Begründer der Organischen Chemie Liebig. In der Folge stellten sich große Exporterfolge der edlen Glaskugeln, vor allem in die USA ein. Um das Jahr 1880 importierte der US-Amerikaner Frank Winfield Woolworth die ersten Christbaumkugeln in die USA. Dadurch wurde die Produktion stark ausgeweitet.
Bevor die Christbaumkugeln die Welt eroberten, schmückte man den Weihnachtsbaum mit Zuckerornamenten, Früchten und Nüssen. Die Früchte jedoch, vor allem Apfelobst, waren früher Mangelware und daher in den Wintermonaten vor allem der wohlhabenderen Bevölkerung zugänglich, die diese zuerst vergoldete und dann später durch prunkvolle, versilberte Glaskugeln ersetzte. Christbaumkugeln aus Glas, Metall und Kunststoff dienten als Ersatz der ehemaligen Paradiesäpfel.
Die Form der Weihnachtskugel greift also die Form des Apfels auf und erinnert symbolisch an die Schuld der Menschen (Adam und Eva) und zugleich an die Überwindung der Schuld durch die Geburt Christi. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten Adam und Eva sowie eine Schlange zum traditionellen Christbaumschmuck.
Der Autor ist Pfarrer in Frankfurt am Main.
Autor:Online-Redaktion |
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