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Weihnachten
Auf der Suche nach dem perfekten Geschenk -


 | Foto: epd-bild/Jens Schulze

Noch wenige Tage  bis Weihnachten. Millionen Deutsche fragen sich: Was soll ich bloß schenken? Ist weniger mehr? Ein Soziologe und zwei Geistliche sind sich erstaunlich einig - und geben einen überraschenden Rat.

Von Matthias Pankau (epd)

Für viele Menschen hierzulande ist Weihnachten der Höhepunkt des Jahres. Schon Wochen oder Monate vorher beginnen sie damit, Geschenke zu planen, zu besorgen und hübsch einzupacken.

Und sie lassen sich das etwas kosten. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen durchschnittlich 520,40 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. In diesem Jahr werden es laut Statista voraussichtlich
507,10 Euro sein. Interessant: Die Generation der 77- bis 99-Jährigen gibt in Deutschland zum Fest der Liebe am meisten für Geschenke aus: 2022 waren es durchschnittlich 677,50 Euro.

Am liebsten verschenken die Deutschen Statistiken zufolge Lebensmittel und hochprozentige Getränke. Auch Bekleidung, Schuhe und Accessoires werden gern verschenkt, gefolgt von Büchern, Spielen - und Geld. Dabei ist der schnöde Mammon unter dem Weihnachtsbaum umstritten, weiß der Soziologe Holger Schwaiger aus Erlangen. «Geldgeschenke sind weithin sozial geächtet, weil man glaubt, der Schenker habe sich nicht mal die Mühe gemacht, auf die Persönlichkeit des Beschenkten einzugehen», sagt er.

Schwaiger ist Experte fürs Schenken. Er hat darüber promoviert, ist Autor des Buches «Schenken. Entwurf einer sozialen Morphologie aus Perspektive der Kommunikationstheorie» (Herbert von Halem Verlag). Klingt kompliziert, deshalb einfach gefragt: Wie sieht das perfekte Geschenk aus? «Ein Rezept gibt es da leider nicht», meint Schwaiger. «Das wäre praktisch. Aber der Mensch verändert sich und Beziehungen entwickeln sich.» Das wirke sich auch auf das potenziell perfekte Geschenk aus.

Als missglückt betrachtet der Soziologe Gaben, bei denen der Beschenkte überhaupt nicht erkennen kann, was sie mit ihm zu tun haben - und er sie am liebsten direkt weiterreicht. Wegen mangelnder Kreativität oder knapper Finanzen aber ganz auf Geschenke zu verzichten, ist für Schwaiger keine Lösung: «Auch wenn ein Geschenk nur einen geringen ökonomischen Wert hat, kann es doch andere Werte transportieren, indem es etwa sagt: Ich habe an Dich gedacht.» Er empfiehlt: Lieber mehrmals im Jahr kleine Aufmerksamkeiten, als einmal ein übertrieben großes Geschenk.

Gaben beglücken übrigens nicht nur den Empfänger. Studien der Harvard Business School haben gezeigt, dass Schenken auch beim Geber selbst positive Gefühle auslöst. So waren Probanden, die anderen eine Freude machten, glücklicher als jene, die den gleichen Betrag für sich selbst ausgaben. Das Zufriedenheitsgefühl stellte sich nicht nur bei materiellen Dingen ein, sondern auch bei Menschen, die etwa in einem Ehrenamt Zeit investierten.

Ist Geben also tatsächlich seliger denn Nehmen, wie es in der Bibel heißt? «Die Geschenke zu Weihnachten sind Ausdruck unserer Freude über das Geschenk, das Gott uns mit dem Jesuskind in der Krippe macht», sagt Ernst-Wilhelm Gohl, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. «Diese Freude geben wir auf vielerlei Weise weiter.»

Dazu könnten auch Geschenke gehören - sie müssten es aber nicht zwingend: «Wenn ich nur deshalb etwas schenke, weil es an Weihnachten erwartet wird, würde ich es bleiben lassen. Ich schenke, weil ich meinem Gegenüber eine Freude machen möchte.» Dabei gehe es nicht um den materiellen Wert. Es gehe um die Haltung. Und das gelte nicht nur zu Weihnachten.

Ähnlich sieht es Heike Springhart, Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden. «Ein Geschenk als Zeichen der Zuneigung hat für mich nichts mit Konsumterror zu tun», sagt sie. Ob und wie viel man zu Weihnachten verschenke, müsse aber jeder für sich entscheiden. Letztlich gehe es um Zuneigung: «Ich teile etwas vielleicht sehr Kleines mit jemandem, das dadurch kostbar wird, dass es uns verbindet.»

Sie persönlich wünsche sich zu Weihnachten «ein paar Momente, um wirklich zur Besinnung zu kommen», so die Bischöfin. «Zeit für die Menschen, die mir nahestehen, und dass die Botschaft des Engels aus der Weihnachtsgeschichte im Großen wie im Kleinen irgendwann sehr konkret Wirklichkeit wird: Friede auf Erden.»

Autor:

Katja Schmidtke

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