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Kinder und Corona
Der sichere Hafen ist überlastet

Foto: epd-bild / Rolf Zöllner

Besonders die Jüngsten leiden unter den Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Ihre gewohnten Tagesstrukturen sind zerbrochen, Bezugspersonen nicht mehr greifbar.

Von Julia Bernhard

Die Eltern im Homeoffice haben wenig Zeit und sind ausgelaugt. Die zufälligen Treffen mit anderen Kindern auf der Straße werden zum Spießrutenlauf: „Nicht so nah ran! Nicht anfassen!“ Wann der Ausnahmezustand endet, kann ihnen niemand sagen.
„Kinder haben kein intellektuelles Verständnis von der Pandemie. Sie verstehen die Zusammenhänge nicht ausreichend“, erklärt Kinder- und Jugendpsychologe Benjamin Zeller. Das könne sie auf der einen Seite entlasten, weil sie sich keine Gedanken machten. Es könne sie aber auch belasten, weil eine Unsicherheit durch Unwissen noch größer werden könne. Manche Kinder nähmen zudem Zusammenhänge an, die es gar nicht gibt. Die Dreijährige beispielsweise, die denkt, sie sei böse gewesen, weil ihre Freunde sie nicht mehr besuchen dürfen.
„Für Kinder ist in allen Lebensfragen die Haltung der Eltern wesentlich“, betont Zeller. Eltern sollten jetzt einen sicheren Hafen bieten, gelassen und ruhig mit ihren Kindern umgehen: „Ich muss meinem Kind vermitteln, dass es keine Angst haben muss. Und das sollte ich nicht nur durch Worte tun, sondern auch in meinen täglichen Handlungen ausdrücken.“ Wer nämlich ständig in Angst handle, werde verbal kaum überzeugen, wenn er die Angst leugnet.
Gerade in dieser Krise zeige sich, wie stark der eigene Glaube ist, betont Zeller, der engagierter Christ ist: „Unsere Ängste sind ja nicht wirklich überzeugend, wenn wir tief in Jesus verwurzelt sind. Wenn Christus in mir lebt, was soll mir passieren?“ So sei die Pandemie auch eine Gelegenheit, mit den Kindern gemeinsam auf Jesus zu schauen, den Glauben von ihm stärken zu lassen.
„Die sozialen Einschränkungen durch die Kontaktsperre können für Kinder ungleich belastender sein, da sie außerdem lange Zeiträume kaum abschätzen können und sich somit auch nicht mit einem positiven Ausblick in Kürze trösten können“, erklärt Zeller. Allerdings orientierten sich Kinder vor allem mit zunehmendem Alter an Gleichaltrigen – je jünger, desto mehr sind sie noch auf die Eltern als wichtige Interaktionspartner fixiert und leiden weniger unter dem Verlust der Gleichaltrigen. „Größere Kinder werden erheblich mehr unter sozialer Distanzierung leiden, und gerade isolierte Kinder werden sich möglicherweise deutlich schwerertun, wieder Anschluss zu finden. Sie kommen sozusagen aus der Übung.“ Deshalb: „Lassen Sie nur so viele soziale Einbußen zu, wie unbedingt nötig. Finden Sie andere angstfreie Familien.“
Außerdem fordert Zeller, dass Corona auch thematisch wenig Raum gegeben werden solle. „Unser Leben dreht sich nicht um Covid-19, sondern um jemanden, der viel größer ist! Lassen Sie es nicht zu, dass Corona Gott die Show in Ihrem Leben stiehlt.“ Er empfiehlt, Routinen zu schaffen, Geborgenheit zu vermitteln und schöne Aktivitäten zu genießen: „Füllen Sie die Köpfe Ihrer Kinder mit positiven, freudigen Inhalten. Stärken Sie die Beziehungen innerhalb der Familie und vermitteln Sie Normalität.“
(idea)

Autor:

Online-Redaktion

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