Heiß geredet: Verein lädt zu Saunagesprächen
Ein Fass aufgemacht
Leise Klaviermusik tanzt durch die Luft. Weiße Pagodenzelte mit Liegestühlen laden ein zum Entspannen, und um die Ecke dampft der Saunaofen. Für ein paar Stunden ist die mobile Sauna an der Papierfabrik Greiz der perfekte Ort, um sich mal richtig "heiß zu reden“.
Von Kathleen Bernhardt
Anja-Maria Vetter und Andreas Böttger, selbst große Sauna-Freunde, hatten die Idee für dieses ungewöhnliche Projekt. Getragen wird es von „Vielfalt leben“, einer Initiative des Kirchenkreises Greiz. Derzeit werde überall viel diskutiert über Demokratie, sagt Anja-Maria Vetter. Warum also nicht auch in einer Sauna?
Sabine Schröder hat in der Trommelgruppe ihrer Kirche von dem Projekt erfahren und war neugierig. „Ich sauniere gerne, und mir fehlen gute Gespräche. Also war das was für mich.“ Doch wie ist das mit dem „Heißreden“, und muss man da auch – im wahrsten Sinne des Wortes, alle Hüllen fallen lassen? Andreas Böttger lacht: Man sei ja nicht nackt; es herrsche Textilpflicht. "Aber wir reden erstaunlich offen: über Politik, Vertrauen, Freiheit. Ich glaube schon, dass wir mit der Sauna verschiedene Menschen ansprechen."
Schwitzen statt schwafeln
Eingeladen zu den Saunagesprächen sei jeder, erklärt Anja-Maria Vetter. „Es wird viel zu wenig miteinander geredet", findet sie. Regelmäßig am Samstagabend ziehen in Greiz viele Menschen durch die Stadt. Nicht jeder mit einem demokratischen Weltbild. Was, wenn die plötzlich zur mobilen Sauna kommen? Anja-Maria Vetter schmunzelt: „Ich würde sie einladen, einen Tee mit uns zu trinken. Ich würde sie fragen, was sie bewegt. Es sind ja Menschen, die Bedürfnisse haben und sich nicht verstanden fühlen.“ Wichtig sei, dass nicht jeder in seiner Komfortzone bleibe, sagt sie und spricht damit auch den Hintergrund der Saunagespräche an. „Sonst wird es keine Veränderung geben.“
Finanziert wird das Saunaprojekt von den „Naturfreunden Thüringen“. Der Verein sei ein wichtiger und verlässlicher Partner für die Demokratiearbeit, sagt Svea Wunderlich. Sie koordiniert im Kirchenkreis Greiz die vielen Projekte rund um die Initiative „Vielfalt Leben“ und ist begeistert vom schweißtreibenden Gesprächsangebot.
Das hat Andreas Böttger im gemütlichen Saunafass heute gut genutzt. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn: „Demokratie braucht Mut und Zuversicht mittlerweile. Und davon ganz viel.“
Weitere Projekte und Workshops:
vielfalt-leben.eu
Autor:Online-Redaktion |
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