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Kontroverse
Geschenke zu Ostern?

Foto: epd-bild/Matthias Schumann

Gibt es zu Ostern nur Süßes oder auch ein Buch, ein Hörspiel, ein neues Spielzeug? Zwei Frauen über Konsum, Freude und religiöse Ursprünge.

Pro

Und schenkst mir voll ein.« (Psalm 23,5) Gott schenkt uns voll ein. Mit anderen Worten: Er beschenkt uns immer wieder. Manchmal merken wir das gar nicht, weil es im Durcheinander des Alltags schnell untergeht. Gut, dass es die Feiertage gibt, an denen der Alltag pausiert und wir uns der Gaben bewusst werden können. Gern begehen wir solche Feiertage mit unseren Familien, einem festlichen Essen und Geschenken. All das sind keine Erfindungen der Moderne. Schauen wir auf die jüdischen Traditionen, dann gehören Familie und gutes Essen zum Feiern genauso dazu wie das gegenseitige Beschenken. Nun leben wir in einer Zeit, da Kinder alles haben. Zu vielen Anlässen werden sie beschenkt. Nicht nur zu Weihnachten und zum Geburtstag, sondern auch zum Besuch der Oma, beim Einkaufen, weil es gerade im Angebot war, oder einfach mal so. Ist dann ein Geschenk zu Ostern noch gut? Ostern ist für mich nicht irgendein Fest. Ostern ist für mich der Höhepunkt. In diesen Tagen von Gründonnerstag bis Ostermontag gibt es so viele Facetten unserer christlichen Botschaft. Mit unseren Traditionen versuchen wir diese Botschaft zu verinnerlichen. Dazu gehört der Verzicht in den Wochen vor Ostern. Ein rituelles Abendessen am Donnerstag, angelehnt an das Tischabendmahl. Das Innehalten am Karfreitag – mit den Kindern. Das Putzen und Vorbereiten, Schmücken und Backen am Samstag. Und das Feiern ab Ostersonntag: Gottesdienst und Essen mit Verwandten. Am Nachmittag Geschenke verstecken und suchen – so, wie die Frauen am Grab. Und dabei Freude finden. Dinge, welche die Kinder kreativ werden lassen, ihnen köstlich schmecken oder uns gemeinsame Zeit verschaffen. Übrigens nicht nur die Kinder, selbst die Großen stöbern durch den Garten. Denn jeder darf etwas verstecken, auch die Kinder, und wir Großen suchen gerne mit.

Friederike Rohr, ordinierte Gemeindepädagogin, Hohenmölsen

Kontra

Ostern – (k)ein Fest des Schenkens? Wenn ich mich an die Oster-Feste in meiner Kindheit zurückerinnere, so denke ich an frisch gefärbte Eier und kleine Körbe und Nester voller Süßigkeiten. Bei schönem Wetter wurden diese im Freien versteckt, und die Suche gestaltete sich für die Kinder gar nicht so einfach. Da ich aus einer christlichen Familie komme, klärten mich meine Eltern natürlich frühzeitig über die Bedeutung der Feiertage auf: dass die Schokolade eine schöne Nebensache ist, aber eigentlich Jesus und die Freude über seine Auferstehung im Zentrum stehen. Heute habe ich den Eindruck, dass vielen Menschen gar nicht mehr bewusst ist, warum sie in den Genuss eines verlängerten Wochenendes kommen. Außerdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ostern sich neben Weihnachten zu einem zweiten Gabenfest entwickelt, an dem statt bunten Eiern, Süßigkeiten und kleinen Überraschungen materielle Geschenke im Nest liegen. Vor einigen Jahren fragte mich eine Kollegin, was ich denn zu Ostern bekommen hätte. Noch ehe ich ihr antworten konnte, zeigte sie auf die neue Armbanduhr, die an ihrem Handgelenk funkelte. In meinem Familien- und Bekanntenkreis hält sich dieser Trend in Grenzen, sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen. Dennoch spüre ich auch hier, wie der christliche Ursprung und die biblische Ostergeschichte immer mehr in den Hintergrund rücken. Die Feiertage sind bereits fest verplant mit Unternehmungen oder Kurzreisen, und es bleibt kaum noch Luft, um innezuhalten oder einen Gottesdienst zu besuchen. Mich wundert es, dass Pfingsten nicht auch noch zum Konsumfest wird.

Ilka Jost, Journalistin aus Nobitz bei Altenburg

Autor:

Online-Redaktion

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