Pflege
Heim-Leitungen berichten von häufiger Gewalt in Einrichtungen
Berlin (epd) - Leitungen von Pflegeheimen sehen sich einer Umfrage zufolge häufig mit Gewalt durch und gegen die Heimbewohner konfrontiert. 69 Prozent der über 1.000 Befragten gaben an, mindestens einen Vorfall von Gewalt gegen Bewohner in ihrer Einrichtung im Jahr 2022 im Gedächtnis zu haben, wie die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) mitteilte. Mit Abstand am häufigsten wurde von Gewaltverhalten innerhalb der Gruppe der Bewohner berichtet (63 Prozent). Zudem gab knapp ein Fünftel (19 Prozent) Gewalthandlungen von Mitarbeitern gegenüber Bewohnern an.
Gewalt in der Pflege ist kein neues Phänomen, doch die jetzige Untersuchung des ZQP nimmt beide Pole in den Blick. Pychische und physische Gewalt kann pflegebedürftige Menschen demnach durch übergriffiges Personal treffen. Aber auch alle an der Versorgung beteiligten Fachkräfte erlebten nicht selten Attacken der Heimbewohner. «Die Studie unterstreicht, dass es sich bei Gewaltvorkommnissen nicht um Einzelfälle handelt», betonten die Autoren.
Der ZQP-Vorstandsvorsitzende Ralf Suhr erklärte: «Die Zahlen führen vor Augen, wie wichtig eine höhere gesellschaftliche Sensibilität für das Thema ist und wie nötig zusätzliche politische Impulse sind, um Gewaltprävention in Pflegeorganisationen stärker zu fördern. Wir haben es mit einer großen Herausforderung zu tun.»
Zur Umsetzung von gewaltpräventiven Konzepten vor Ort müssten sich die Einrichtungen auf genügend qualifiziertes, kompetentes und motiviertes Personal stützen können, hieß es. Doch hier liegt den Angaben nach ein weiteres Problem: Fachkräfte seien schwer zu finden und ließen sich oft auch nicht lange in einer Einrichtung halten. Das gaben knapp drei Viertel (73 Prozent) der Leitungspersonen in der Umfrage an. 59 Prozent beklagten einen Mangel an geeigneten Bewerbungen von Pflegefachpersonen. 39 Prozent der Befragten berichteten von fehlenden Pflegehilfskräften.
Für Suhr sind die Themen Gewaltprävention und Mitarbeiterzufriedenheit eng miteinander verbunden. Eine «gewaltsensitive Sicherheitskultur» ziele darauf ab, die verletzlichen Bewohner besser zu schützen sowie zur Arbeitssicherheit des Personals beizutragen. Beides fördere attraktive Arbeitsbedingungen und könne die Mitarbeiterzufriedenheit deutlich erhöhen."
Autor:Katja Schmidtke |
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