Caritas
Politik muss häusliche Pflege mehr unterstützen
Kitzscher (kna) - Die geplante Pflegereform muss laut Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa substanzielle Verbesserungen für die häusliche Pflege bringen. "Zwei Drittel der Menschen, die Angehörige zuhause pflegen, tun dies ohne professionelle Unterstützung - das ist eine erschreckend hohe Zahl", sagte sie im sächsischen Kitzscher beim Podium "SachsenSofa" der Evangelischen und der Katholischen Akademie.
In Deutschland gibt es rund 4,6 Millionen pflegebedürftige Menschen. 80 Prozent werden zu Hause versorgt, der Großteil überwiegend durch Angehörige.
Für eine deutliche Verbesserung sind nach Ansicht der Chefin des katholischen Wohlfahrtsverbands folgende drei Punkte notwendig: eine bessere Infrastruktur zur Entlastung der Pflegenden durch Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege, eine Anpassung der finanziellen Unterstützung, damit die tatsächlich zu Hause entstehenden Kosten gedeckt sind, und eine Verbesserung von Transferleistungen wie etwa Lohnersatzleistungen oder Rentenansprüchen. "Wir brauchen diesen Dreiklang, auch damit häusliche Pflege kein Armutsrisiko mehr bedeutet", mahnte Welskop-Deffaa.
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) sagte mit Blick auf Forderungen nach einem sozialen Pflichtjahr für junge Erwachsene: "Ich befürworte jedes soziale Engagement junger Menschen. Wenn das auch angemessen bezahlt ist, brauchen wir kein Pflichtjahr." Ihrer Erfahrung nach verändere ein sozialer Dienst junge Menschen meist sehr positiv. Viele blieben dann auch dabei. Eine Verpflichtung sehe sie aber ambivalent.
Ähnlich äußerte sich Welskop-Deffaa: "Ich habe den vergangenen Jahren schmerzlich miterlebt, wie Debatten um eine 'Pflicht' gute Ansätze und Ideen kaputt gemacht haben."
Die Caritas-Präsidentin verwies auf einen "hoffnungsvollen Trendwechsel": Die Ausbildungszahlen in den Pflegeberufen stiegen an. "Junge Menschen spüren, das ist ein Beruf, der Zukunft hat, der längst nicht mehr schlecht bezahlt ist und Sinn stiftet." Dennoch seien Träger und Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern, etwa was das Zahlenverhältnis zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen betreffe. "Es geht darum, dass diejenigen, die in den Beruf gehen, auch da bleiben."
Autor:Katja Schmidtke |
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