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Sägen, Bohren, Beizen für die Endlichkeit

Wie man sich bettet: Selbst Hand anlegen bei der Gestaltung des eigenen Sargs konnten Berliner bei einem zweitägigen Workshop. Die Teilnahme kostete 300 Euro.  | Foto: epd-bild/Andreas Fischer
  • Wie man sich bettet: Selbst Hand anlegen bei der Gestaltung des eigenen Sargs konnten Berliner bei einem zweitägigen Workshop. Die Teilnahme kostete 300 Euro.
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Sargbau-Workshop: Ein Berliner Hospiz lud kürzlich dazu ein, gemeinsam mit einer Künstlerin den eigenen Sarg zu bauen. Die Idee dazu hatte Lydia Röder. Sie ist Sterbe- und Trauerbegleiterin und leitet den Ambulanten Lazarus Hospizdienst in der Trägerschaft der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. Lukas Philippi sprach mit ihr über das Leben, den Tod und Bauvorschriften.

Frau Röder, warum soll ich denn meinen eigenen Sarg bauen?
Lydia Röder: Der Sargbau-Workshop soll ein Impuls sein, sich mit den Themen Krankheit, Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen – in der Theorie wie auch in der Praxis. Diese Themen haben viel mit unserem gesamten Leben zu tun. Es geht also neben dem eigentlichen Bau eines Sarges auch darum, sich selbst und seine Haltung dem eigenen Sterben und Tod gegenüber zu reflektieren. Wir machen dazu auch kleinere Übungen.
Und im Anschluss daran kann dann beim Anfertigen, Sägen, Schmirgeln, Bemalen das Erfahrene aus der Übung in körperliche Aktivität umgesetzt werden. So werden Körper, Geist und Seele gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen berührt.

Gibt es gesetzliche Vorgaben darüber, wie ein Sarg gestaltet sein soll und aus welchem Material er bestehen muss?
Röder: Ja, es gibt Vorschriften. Hier in Berlin muss der Sarg aus natürlichem Material bestehen. In unserem Fall ist es Holz. Auch die Dekorationsmaterialien, die wir am oder im Sarg einsetzen, müssen diesem Kriterium entsprechen. Es soll alles leicht verrotten können, also Stoffe wie Baumwolle, Seide, Wolle, Leinen eignen sich dafür. Es dürfen außerdem wasserlösliche Farben oder Sarglack verwendet werden, aber keine normalen Lacke aus dem Baumarkt. Die Befestigungen sollten idealerweise aus Seil oder Metall bestehen, also Tackernadeln, Schrauben oder Nägel. Beim Workshop konnten die Teilnehmer wählen, ob sie einen Sarg komplett anfertigen oder einen vorhandenen Sarg aus Kiefernholz umbauen wollten.

Was mache ich mit dem Sarg, wenn er fertig ist?
Röder: Meinen selbst gestalteten Sarg kann ich vor dem Tod anders nutzen, zum Beispiel als Regal, Schrank, Truhe, Sitzbank oder Bett. Sie können ihn aber zu Lebzeiten auch einfach ohne Funktion als Kunstwerk betrachten. Der Sarg als Bücherregal zum Beispiel würde mich öfter daran erinnern, dass ich sterblich bin, um dann noch mehr die Kostbarkeit und Einzigartigkeit des Lebens zu spüren. Wer sich auf den Workshop einlässt, stellt sich den Fragen des Lebens und des Sterbens.
(epd)

Autor:

Online-Redaktion

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