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Pfadfinder
Seit 50 Jahren: Jeden Tag eine gute Tat

Eine Pfadfindergruppe des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP)  am Lagerfeuer. Menschen helfen, für den Erhalt der Schöpfung und den Frieden einstehen: Rund 47.000 Jungen und Mädchen gehoeren dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder an. Vor rund 50 Jahren hat er sich gegründet.  | Foto: VCP / Florian Trykowski
  • Eine Pfadfindergruppe des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) am Lagerfeuer. Menschen helfen, für den Erhalt der Schöpfung und den Frieden einstehen: Rund 47.000 Jungen und Mädchen gehoeren dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder an. Vor rund 50 Jahren hat er sich gegründet.
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Menschen helfen, für den Erhalt der Schöpfung und für den Frieden einstehen: Rund 47.000 Jungen und Mädchen gehören dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder an. Vor 50 Jahren hat er sich gegründet.

Von Alexander Lang (epd)

«Wie lautet der Pfadfinderspruch?», wirft Emma in die Runde. Finger schnellen in die Höhe. «Jeden Tag eine gute Tat», rufen Jakob, Benno und die anderen wie aus einem Mund. Die evangelischen Pfadfinder in Neustadt-Hambach in der Pfalz sind zu ihrer Gruppenstunde zusammengekommen. Gymnasiastin Emma, 14 Jahre alt, ist Gruppenleiterin beim Stamm - der Ortsgruppe - «Franz von Sickingen» und hat ein Wissens-Quiz vorbereitet: Wer weiß, was die Pfadfinder sind und was sie machen?

Anlass für das Fragespiel ist das 50-jährige Bestehen der evangelischen Pfadfinderschaft, des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Zum Jahreswechsel 1973 fusionierten die damaligen drei evangelischen Pfadfinderbünde. Ziel war es, das Pfadfindertum in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche in die Zukunft zu führen, erklärt die VCP-Bundeszentrale in Kassel. Der VCP ist mit rund 47.000 Jungen und Mädchen der nach eigenen Angaben größte Jugendverband im Bereich der evangelischen Kirche.

Emma, die einmal Kinderpsychologin werden will, hat für ihr Quiz zwei Gruppen gebildet. «Was ist die Aufgabe der Pfadfinder?», fragt sie. «Anderen Kindern zu helfen», bietet ein Junge als Antwort an. Die «Pfadis», die sich an diesem Abend in der reinen Jungengruppe in einem Jugendraum der evangelischen Paulusgemeinde treffen, sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt.

Spaß, Spiele, Singen - und vor allem Gemeinschaft und Abenteuer: Viele Jungen und Mädchen sowie Jugendliche im Alter von sechs bis etwa 21 Jahren seien mit ganzem Herzen bei den Pfadfindern dabei, sagt Peter «Flip» Keil vom VCP-Bundesvorstand in Kassel. Auf der Basis christlicher Werte träten die evangelischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder ein für eine friedliche Welt, die Bewahrung der Schöpfung sowie Solidarität mit den Mitmenschen.

«Wir sind Christen der Tat und offen für Kinder und Jugendliche, gleich welcher Konfession oder Herkunft», sagt der 38-jährige Sozialpädagoge Keil. Gemeinsam ist allen Pfadfinderverbänden der Anspruch, «die Welt ein wenig besser zurückzulassen, als man sie vorgefunden hat». Dieser Leitspruch des englischen Pfadfinder-Gründers Lord Baden-Powell (1857-1941) gilt für sie noch immer. Im Jahr 1907 organisierte der ehemalige General das erste Pfadfinderlager. Heute engagieren sich in der Pfadfinderbewegung rund 60 Millionen Kinder und Jugendliche in mehr als 200 Ländern.

Die Leitidee des VCP bleibe es, junge Menschen bei ihrer Entwicklung zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen, sagt Sprecher Keil. Der VCP ist nach der katholischen Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg der zweitgrößte Pfadfinderverband in Deutschland.

Für Jakob Hofmann, Jugendbildungsreferent des VCP Hessen, birgt das Pfadfinden die Chance für junge Leute, sich selbst ohne Leistungsdruck auszuprobieren: «Dabei kann man auch einmal grandios scheitern.» Evangelische Pfadfinder und Pfadfinderinnen träten füreinander ein und übernähmen Verantwortung, sagt der 58-Jährige. In der Öffentlichkeit sichtbar sind sie vor allem bei Aktionen wie der «Friedenslicht»-Aussendung zu Weihnachten oder als Helferinnen und Helfer beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.

Doch auch in ihren jeweiligen Kirchengemeinden bringen sich die Pfadfinderinnen und Pfadfinder ein, etwa bei Gemeindefesten, erzählt Hofmann. Erkennbar sind die «VCPler» an ihrer «Kluft»: graues Hemd mit dunkelblauem Lilienlogo, dazu ein Halstuch.

Natürlich kennt auch Jugendbildungsreferent Hofmann das Pfadfinder-Klischee vom etwas absonderlichen Waldschrat, der die Bäume schützt. Vielen jungen Leuten müsse man heute erst erklären, worum es beim Pfadfinden gehe, sagt er. Bei zahlreichen Eltern genössen die Pfadfinder hingegen einen großen Vertrauensvorschuss.

Bis heute sei das Pfadfinden für ihn eine «unglaublich prägende Erfahrung», erzählt der Heidelberger Kirchenhistoriker Johannes Ehmann. Viele Jahre lang war der 64-jährige Pfarrerssohn bei den Pfadfindern in seiner Heimatstadt Bruchsal auch als VCP-Gruppenleiter aktiv. Der Jugendverband mit seiner liberal-ökologischen Grundausrichtung verbinde «Freizeit und Freiheit», beschreibt Theologe Ehmann. Und er appelliert: Kirchengemeinden sollten ihre Pfadfindergruppen vor Ort unterstützen. Dort hätten viele junge Leute ihren ersten Kontakt zur Kirche.

Beim Gruppentreffen in Neustadt-Hambach geht das Wissensspiel indes unentschieden aus. Gruppenleiterin Emma verteilt Süßigkeiten zur Belohnung und tröstet Valentin, der sich beim Herumtoben das Knie gestoßen hat. «Pfadfindersein macht Spaß», sagt Philipp. Keine Frage, dass er und die anderen Jungs bei der nächsten Gruppenstunde wieder dabei sind.

Autor:

Katja Schmidtke

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