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Kirchliche Secondhand-Läden
Sozialkaufhaus schafft Umkleiden ab

Foto: epd-bild/Christine Süß-Demuth

Trotz günstiger Preise wird auch in Sozialkaufhäusern geklaut. Unterschiedliche Maßnahmen sollen dies in den Läden von Diakonie und Caritas verhindern. Die Diakonie Karlsruhe hat sogar die Umkleiden abgeschafft.

Von Christine Süß-Demuth (epd)

Eine Hose kostet drei Euro, ein Teller 60 Cent: In Sozialkaufhäusern gibt es Kleidung und Haushaltsgegenstände zum kleinen Preis. Gestohlen wird trotzdem. Deshalb hat die Diakonie Karlsruhe nun in ihren Secondhand-Läden die Umkleidekabinen abgeschafft. Die ungewöhnliche Maßnahme soll dem «erheblichen finanziellen Verlust durch Diebstahl und Preismanipulationen entgegenwirken», erklärt die Sprecherin der Diakonie Karlsruhe, Luise Winter. In den Umkleiden seien Preisschilder umetikettiert oder ganz entfernt worden. Nun gibt es statt Umkleiden eine sogenannte Umkleide-Lounge - eine Wand mit Spiegel und Sitzgelegenheiten, aber ohne Vorhang.

Bevor es diese Lounges gab, hätten die täglichen Umsatzverluste mehr als 600 Euro betragen, sagt der Bereichsleiter Beschäftigung, Marc Beck. Eine professionelle Diebstahlsicherung rechne sich wegen der Kosten nicht. Weil sich die Läden selbst tragen müssten, seien sie auf die Umsätze angewiesen. Überschüsse flössen in andere diakonische Projekte.

Beck zufolge ist die Hemmschwelle für Diebstähle in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Viele Täter sähen Diebstahl in Sozialkaufhäusern als nicht so schlimm an - gemäß dem Motto «die Sachen sind ja eh gespendet». Nachdem die Umkleiden vor rund vier Monaten abgeschafft wurden, hätten sich die Verluste um die Hälfte reduziert.

Zwar habe es anfangs auch Kritik und Unverständnis gegeben. Jetzt würden sich Kundinnen und Kunden aber auf die Anprobe in der Umkleide-Lounge vorbereiten, etwa mit enganliegender Kleidung oder Maßbändern, so Winter. Positiv sei, dass so mehr Kundinnen und Kunden ins Gespräch kämen. Dies habe bisweilen sogar eine Art «Eventcharakter».

Eine «massive Zunahme» der Diebstähle im Secondhand-Kaufhaus der Aufbaugilde Heilbronn registriert Geschäftsbereichsleiter Jörg Kiefer. In den nächsten Wochen solle eine Kameraanlage installiert und der Eingangsbereich gesichert werden. «Wir leben von den Spenden», sagt er. Rechne sich das Kaufhaus nicht mehr, müsse notfalls Personal eingespart werden. Die Umkleiden sollen aber bleiben.

Als Gründe sieht Kiefer die zunehmende Armut: «Je schwächer die Gesellschaft wird, desto mehr Diebstähle gibt es.» Es kämen immer mehr Menschen aus der Mittelschicht. Das Kaufhaus in Heilbronn gilt als eines der größten bundesweit und ist für alle Menschen offen.

Auch beim Mannheimer Secondhand-Kaufhaus Fairkauf der Caritas spielen Diebstähle eine Rolle. Dessen Betriebsleiter Dominik Kobel erklärt: «Wir haben eine Kameraüberwachung eingeführt und abschreckende Warensicherungen angebracht.» Mit steigenden Kundenzahlen nähmen auch die Diebstähle zu. Aufgrund der Teuerungen sowie der Inflation werde die Gruppe der Kundinnen und Kunden immer größer, die «strikt auf das Geld schauen müssen».

Ähnlich sieht es in den vier Sozialkaufhäusern der Neuen Arbeit Stuttgart aus. Elektronische Diebstahlsicherungen rechneten sich jedoch nicht, sagt der Fachbereichsleiter der Neuen Arbeit, Rolf Kaltenberger. Allerdings hätten sie in ihren Läden deutlich sichtbare Hinweisschilder angebracht. Darin heißt es, dass bei Verdacht auf Diebstahl die Taschen kontrolliert werden könnten und eine Anzeige sowie Hausverbot drohten. Zudem würden Mitarbeitende entsprechend geschult.

Autor:

Online-Redaktion

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