Frauen
Teilzeitjob und Hausarbeit
Wiesbaden/Berlin (epd) - Ein großer Teil der erwerbstätigen Mütter steckt beruflich weiterhin gegenüber dem Partner zurück. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, arbeiteten im Jahr 2020 zwei Drittel aller erwerbstätigen Mütter in Teilzeit (65,5 Prozent). Bei Vätern in derselben Situation waren es zuletzt nur 7,1 Prozent. Daran hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahren wenig verändert: 2010 lag die Teilzeitquote von Vätern bei 5,4 Prozent, die von Müttern bei 64,2 Prozent.
Mütter waren 2020 zwar öfter erwerbstätig (74,9 Prozent, 2010: 69,3 Prozent). Doch stehen Frauen mit Kindern weiterhin deutlich seltener im Job als Männer in derselben Familiensituation: Der Anteil der erwerbstätigen Väter blieb im selben Zeitraum nahezu konstant und lag 2020 bei 90,2 Prozent.
Wie die Statistiker weiter erläuterten, ist die Teilzeitquote von Müttern jüngerer Kinder im EU-Vergleich hierzulande besonders hoch: 69,3 Prozent der erwerbstätigen Frauen mit mindestens einem Kind unter 12 Jahren arbeiteten 2020 in Teilzeit, im EU-Durchschnitt waren es 33,9 Prozent. Eine höhere Teilzeitquote bei Müttern haben nur die Niederlande (82,3 Prozent).
Die hohe Teilzeitquote geht einher mit einer im EU-Vergleich etwas höheren Erwerbstätigkeit von Müttern in Deutschland. Frauen mit mindestens einem Kind unter 12 Jahren waren 2020 in Deutschland häufiger erwerbstätig (Anteil von 70,7 Prozent) als im EU-Durchschnitt (68,2 Prozent).
Das 'bisschen Haushalt' macht sich nicht von allein
Sorgearbeit und Erwerbsarbeit sind zwischen Frauen und Männern in Deutschland sehr ungleich verteilt: In rund 75 Prozent der Paarhaushalte übernimmt der Mann weniger als die Hälfte der Sorgearbeit, also Hausarbeit und Betreuungsaufgaben, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Leistet der Mann mehr Sorgearbeit, steigt die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Der Arbeitsumfang der Frauen nimmt der Erhebung zufolge sogar viermal so viel zu, wie er beim Mann abnimmt.
„Unsere Ergebnisse zeigen: Das 'bisschen Haushalt' macht sich nicht von allein“, sagte Studienautorin Claire Samtleben. Werde die Sorgearbeit ausgelagert, etwa mit Kitabetreuung oder Haushaltshilfen, erhöhe dies nicht nur die Beschäftigungswahrscheinlichkeit und den Erwerbsumfang bei den Frauen, sondern auch bei den Männern.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Werden Frauen bei der Hausarbeit entlastet, erhöht sich ihre Erwerbsbeteiligung stärker, als wenn sie bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen stärker unterstützt werden. Dieser Aspekt ist bisher nach Ansicht von Co-Autor Kai-Uwe Müller von der Politik vernachlässigt worden.
Sorgearbeit und Vollzeittätigkeit beider Partner lassen sich bei Paaren mit Kindern nur schwer realisieren, wie es hieß. „Wenn aber die Erwerbstätigkeit von Frauen gefördert werden soll, muss der Hebel der Sorgearbeit genutzt werden“, appellierte DIW-Forscherin Samtleben.
Autor:Katja Schmidtke |
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