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Suizid
Überschattete Trauer

Foto: Elke Lier
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Als Seelsorger lernt Michael Kleim immer wieder Menschen kennen, die einen Angehörigen durch Suizid verloren haben. Der Geraer Pfarrer hat ein Buch geschrieben, in dem er für das Thema sensibilisieren will.

Von Anke Hetmank

Jede Trauer stellt für die Angehörigen eine schwere psychische Belastung dar. Das gilt insbesondere, wenn sie einen Angehörigen durch Suizid verlieren. Etwa 10 000 Menschen nehmen sich jedes Jahr in Deutschland das Leben, noch deutlich mehr versuchen es. Eine Randgruppenerscheinung ist es nicht, ein Tabuthema aber dennoch.

Michael Kleim, Jahrgang 1960, nimmt sich dem Thema an. In seinem Buch „Psychologische und seelsorgerische Betreuung Angehöriger nach Suizid" arbeitet der Pfarrer heraus, welche zusätzlichen Lasten Angehörige nach dem Suizid eines nahestehenden Menschen für sich persönlich aber auch in ihrem Umfeld zu tragen haben. Kleim studierte Theologie an der kirchlichen Hochschule Naumburg und war während der DDR in der politischen und kulturellen Opposition aktiv. Seit 1995 ist er in Gera als Pfarrer tätig. Hier setzt er sich im Kreis der Geraer „Kontinuierlichen“ ein gegen Rechts und für mehr Demokratie. Seit zehn Jahren ist er unterwegs, um an Schulen, Bibliotheken, Kirchengemeinden aufzuklären. Erst im vergangenen Jahr wurde er mit dem Thüringer Demokratiepreis für sein Engagement ausgezeichnet.

In seinem Buch scheibt er: „Trauer nach Suizid ist überschattete Trauer". Kleim geht mit viel Empathie und sehr emotional auf die Situation der Angehörigen ein. Er beschreibt prägnant die vielfältigen Probleme der Hinterbliebenen, die den Trauerweg zusätzlich erschweren. Verständnis im Umfeld wäre für sie besonders wichtig, aber genau das vermissen Betroffene oft. Mit ihren Problemen und offenen Fragen bleiben Angehörige nicht selten allein.

Das Buch regt an, über das Thema Suizid nachzudenken und sich der damit zusammenhängenden Herausforderungen für die Angehörigen bewusst zu werden. Was im Einzelfall zu dem Entschluss geführt hat, ist schwer erkennbar. Auf einige Ursachen, die zu einem Suizid führen könnten, geht Kleim zu Beginn des Buches ein. Begleiter und Helfer finden zudem Anregungen, um Betroffene besser verstehen und sie somit kompetent und einfühlsam be-gleiten zu können.

Michael Kleim leistet einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Angehörigen. Er geht darauf ein, dass die Sicht auf und der Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Suizid unmittelbaren Einfluss auf die Situation der Angehörigen und somit den Trauerverlauf hat.

Kleim, Michael: Psychologische und seelsorgerliche Betreuung Angehöriger nach Suizid, Fromm Verlag, 52 S., ISBN 978-3-8416-0912-0, 17,80 Euro
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchenzeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61 

Hintergrund

Die Telefonseelsorge Deutschland bietet mit dem „Krisenkompass“ fürs Handy eine digitale Hilfe für Menschen in der suizidalen Krise. Die App richtet sich auch an Angehörige, die eine Person durch Suizid verloren haben. Mit einer Tagebuchfunktion, Archiven für Fotos und Erinnerungen kann ein persönliches Rüstzeug für schlechte Momente gepackt werden. Darüber hinaus gibt es Hinweise zu beruhigenden Techniken sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zur Telefonseelsorge und anderen professionellen Anlaufstellen. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden. 
Zur Krisen-App

Foto: Elke Lier
Autor:

Online-Redaktion

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