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Muttertag
Von Herz zu Herz

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In Zeiten von Corona muss eine herzliche Umarmung oder ein Kuss wohl ausfallen. Wie können Kinder ihren Müttern auf Distanz zeigen, dass sie an sie denken?

Von Angelika Prauß

Schon das Familientreffen zu Ostern ist coronabedingt ins Wasser gefallen. Manch ein erwachsenes Kind spekuliert nun, wenigstens zum Muttertag einen Besuch im Elternhaus oder Altenheim abstatten zu können. Ein Blumenstrauß, ein Brief oder die Lieblingspralinen sind schnell auf den Weg gebracht. Viele sind inzwischen auch erprobt darin, via Videotelefonie in Kontakt zu bleiben. Aber je älter, gebrechlicher und auch schwerhöriger die Mütter werden, desto schwieriger wird das.

Ob ein Anruf, Brief oder ein Präsent von der Mutter im Seniorenheim überhaupt wahrgenommen werde, hänge vom jeweiligen Krankheitsstadium ab, meint Daniel Ruprecht vom Alzheimer-Telefon. „Der Gruß muss angepasst werden." Ruprecht kann sich zum Beispiel vorstellen, dass sich musikalische Angehörige von Heimbewohnern zusammentun und im Garten der Einrichtung ein Muttertagskonzert veranstalten.
Indes sei vertrauter Körperkontakt durch Angehörige, wie das Halten der Hand, eine Umarmung, das Streichen über die Wange, kaum über die Ferne zu vermitteln. Besonders belastend sei die Situation, wenn der geliebte Senior pflegebedürftig oder verwirrt sei. In solchen Fällen empfiehlt Gaby Hübner, Vorsitzende des Bundesverbandes katholischer Lebensberater, „für sich selbst Rituale zu entwickeln, die man bei sich zu Hause pflegen kann, um eine mentale Verbindung aufzubauen“. Man könne ein Foto der Mutter aufstellen, es mit einer Blume schmücken und eine Kerze anzünden, um so „vom Herzen her mit ihr in Verbindung zu gehen“. Gerade bei dementen Menschen sorge Musik für Wohlbefinden und gute Laune. Warum also nicht einem Mitarbeiter im Altenheim das Lieblingslied der Mutter per MP3-Aufnahme schicken?

Aber die Beraterin kennt auch das andere Extrem, dass nämlich die „verordnete Distanz“ für manchen Angehörigen auch sehr entlastend sein kann: Eine 69-jährige Frau habe ihr erzählt, durch das Besuchsverbot habe sie sich „noch nie im Leben so frei gefühlt“. Die Tochter dürfe sich „nun endlich mal nur um sich selbst kümmern“, erklärt Hübner. Ob das Kontaktverbot belastend oder gar erlösend sein kann, hänge also „von der Qualität der Beziehung“ ab.

Egal, ob die Angehörigen wollen oder nicht – in diesem Jahr fallen die Muttertagsbesuche im Altenheim aus. Eine Herausforderung für die Einrichtungen. „Wir können die Familie nicht ersetzen“, das weiß Ute Timm, Heimleiterin im Altenpflegeheim Marienkloster in Heinsberg. Derzeit werde alles unternommen, damit die Einrichtung weiter coronafrei bleibt. Die Mitarbeiter unterstützen die Bewohner, mit ihren Angehörigen via Whatsapp oder Skype Kontakt zu halten. Sie gingen auch weiterhin mit Bewohnern „einzeln und entzerrt“ in den Garten und begleiten diese, damit sie „am Gartentor mit Sicherheitsabstand“ ihre Familie sehen können. Die Devise laute: „So viel Kontakt wie möglich, aber so geschützt wie notwendig.“

In diesem Jahr und besonders mit Blick auf Corona hat Timm zum Mutter- und Vatertag kleine Schutzengel für alle Senioren bestellt. Aber nicht nur für sie. Weil zwei Tage nach dem Muttertag am 12. Mai der „Tag der Pflege“ begangen wird, bekommen auch alle Mitarbeiter des Marienklosters einen Schutzengel geschenkt. Sicher ist sicher.

(kna)

Autor:

Online-Redaktion

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