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Folge 6 – 1932 und 1933 (International)
Apelle, Abrüstung und "allgemeine Phrasen"

In den Jahren 1932 und 1933 berichtet die Kirchenzeitung auch von internationalen Ereignissen. Es lohnt, zwei davon genauer zu betrachten.

Dietlind Steinhöfel

Landesoberpfarrer Wilhelm Reichardt schrieb in seinem "Neujahrswunsch" 1932: "Im kommenden Jahr gilt es nicht nur, die Frage der Reparationen, sondern auch die Abrüstungsfrage endgültig zu klären."

So ist es folgerichtig, dass "Glaube und Heimat" regelmäßig über die Internationale Abrüstungskonferenz in Genf informiert, die 1932 einberufen wurde und an der 64 Länder teilnahmen. Es wird berichtet, dass Reichspräsident Paul von Hindenburg im Februar in Genf eine "allgemeine Abrüstung auf der Grundlage der Gleichberechtigung und gleichen Sicherheit aller Völker" forderte. Der russische Volkskommissar Maxim Litwinow strebte gar die Abschaffung aller Armeen und Rüstungen jeder Art an. England und den USA ging es um die Abschaffung von Unterseebooten und des Gas- und chemischen Krieges. André Tardieu aus Frankreich schlägt eine internationale Armee zu Verfügung des Völkerbundes vor.

Die christlichen Kirchen rufen auf, für das Gelingen zu beten und richten einen dringenden Appell an die Beteiligten. "Der Präsident des Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen, Lord Dickinson, (…) wendet sich in einem Aufruf an die Christen aller Länder. Er weist darauf hin, daß wirksame Ergebnisse der Abrüstungskonferenz nur durch einen einstimmigen Beschluß herbeigeführt werden können. ›Alles, was erforderlich ist, ist guter Wille und Mut.‹" Um es vorweg zu nehmen: Die Konferenz sollte 1934 aufgrund der sehr unterschiedlichen Interessen scheitern.

Im August 1931 hatten sich die christlichen Jungmännerbünde zur 20. Weltkonferenz in Toronto (Kanada) und Cleveland (USA) getroffen, an der 50 Nationen teilnahmen. Ab Januar berichtet ein junger Pfarrer aus Essen, Wilhelm Busch, in einer Fortsetzungsreihe über seine Erlebnisse.

Das Schlussprotokoll der Konferenz sei mit der Begründung abgelehnt worden, dass "die allgemeinen Phrasen" schon vor zehn Jahren hätten geschrieben werden können. "Nicht, was auf der Vollversammlung geschah, war entscheidend. Was auf den Rasenplätzen und in den Gesellschaftssälen verhandelt wurde, das Ringen in den Diskussionsgruppen, war die eigentliche Konferenz", so der Autor. Unter anderem ging es dabei um die Kriegsschuldfrage und das Verständnis des Evangeliums.

Interessant auch der Blick auf das Land, seine farbige Bevölkerung und die Rassentrennung: Auf der einen Seite bekundet der Autor Verständnis für den Freiheitskampf der farbigen Bevölkerung, auf der anderen Seite dafür, dass sich die weißen Amerikaner "gegen die Vermischung der Rassen" wehren. Das Gebet eines "Führers der Farbigen in Südafrika" habe Brücken geschlagen "und führt uns alle, Weiße und Farbige, von den Thron dessen, dem sich einmal alle Knie beugen sollen".

Fundstücke

Zitat aus dem Bericht zur Jugendkonferenz zu Farbigen: "Wie die wohl innerlich damit fertig werden, so häßlich zu sein", meinte ein Teilnehmer. Der Autor habe ihm entgegnet: "Wahrscheinlich denken die Neger genauso von uns."
Jubiläum: Der Gustav-Adolf-Verein feierte am 18. September 1932 sein 100. Bestehen. Jahre zuvor gab es schon einen Aufruf zu einer "Jubiläumssammlung", die "eine Million in Groschen" für die Diasporagemeinden einbringen sollte. Im Sommer 1932 waren 700 000 Mark überschritten.
Indien: Mahatma Ghandi hat 1932 durch einen Hungerstreik erreicht, dass den Parias (Kastenlosen) das Wahlrecht für das Zentralparlament zuerkannt wurde.

Autor:

Online-Redaktion

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