Folge 45 – 2005 und 2006
Die Fusion im Blick: Erfurt und Magdeburg
Eines der bestimmenden Themen in den Jahren 2005 und 2006 ist weiterhin das Zusammengehen der beiden Landeskirchen in Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Von Dietlind Steinhöfel
Im Januar 2005 vereinigen sich die Pädagogisch-Theologischen Institute (PTI) in einem PTI. Der Prozess entwickelt eine ungeahnte Dynamik, schreibt "Glaube und Heimat". Schon bei den Frühjahrssynoden 2006 zeichnet sich ab, dass die Fusionsbestrebungen schneller vorangehen als erwartet. Im März wird im Erfurter Predigerkloster ein gemeinsames Zentrum für Kirchenmusik eröffnet.
Für Zündstoff sorgt die Standortfrage von Bischofssitz und Kirchenamt. Eine Machbarkeitsstudie favorisiert Magdeburg und Erfurt. "Das Ziel des Zusammenschlusses ist mehrheitsfähig, aber die Standortfrage nicht", ist nach den Herbstsynoden 2006 zu lesen. Nach langem Ringen wird für das Kirchenamt Erfurt vorgeschlagen. Dazu soll die Alte Universität (Collegium maius) ausgebaut und mit einem Neubau versehen werden. Als Bischofssitz ist Magdeburg im Blick. Im Frühjahr 2007 sollen die Synoden endgültig entscheiden.
"Ganz sicher nicht Ratzinger" titelt die Ausgabe Nr. 7 im Jahr 2005. Es gibt Spekulationen zur Nachfolge des todkranken Wojtyla-Papstes. "Der Oberbayer ist kein Papstkandidat – wohl aber ein Papstmacher", ist Autor Christan Feldmann sicher. Im April stirbt Johannes Paul II. nach über 25 Jahren Pontifikat. Und als am 19. April weißer Rauch im Vatikan aufsteigt, ist tatsächlich die Wahl auf den Deutschen gefallen. Die Meinung, die Italiener würden nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Deutschen als Papst akzeptieren, bewahrheitet sich nicht. Im selben Jahr irritiert ein Ablassangebot Benedikt XVI, des neuen Papstes, an jene Jugendlichen, die am katholischen Weltjugendtag in Köln teilnehmen. Positiv wird seine erste Enzyklika (Lehrschreiben) von 2006 aufgenommen, in der er die Christen zur Nächstenliebe und karitativen Hilfe für Not leidende Menschen aufruft.
Ein wichtiges Thema in diesen Jahren sind die Reformen zum Arbeitslosengeld II (Hartz IV); sie beschäftigen Gesellschaft und kirchliche Wohlfahrtsverbände. Letztere bieten eine Beratung für die Antragstellung an. Auf Kritik stößt eine Forderung nach Kürzung der Hartz-IV-Bezüge.
Im Herbst 2005 wird ein neuer Bundestag gewählt. Die Christdemokraten gehen als Sieger hervor, und Angela Merkel wird Bundeskanzlerin.
Das Jahr 2006 ruft die mitteldeutsche Kirchenföderation als Jahr der Taufe aus. Die Eröffnung erfolgt am 8. Januar in der Erfurter Augustinerkirche. Zudem gibt es von August bis November eine Taufausstellung im Dom zu Magdeburg. Das Kirchenamt stellt Arbeitsmaterialien, Hintergrundinformationen und eine "Impulsmappe Taufe" zur Verfügung. In Eisenach wird im Oktober erstmals ein Tauf-Fest in der Georgenkirche gefeiert.
Fundstücke
Tsunami: Im Januar 2005 ruft die Kirchenzeitung zu Spenden für die Opfer des Tsunamis im Indischen Ozean (26. Dezember 2004) auf. Hilfswerke fordern zudem einen teilweisen Schuldenerlass für Indonesien, eines der schwer betroffenen Länder.
Taizé: Der Gründer der Taizé-Kommunität, Roger Schutz, wird im August 2005 von einer offenbar verwirrten Besucherin während des Gottesdienstes erstochen.
Frauenkirche: Am 30. Oktober 2005 wird die Frauenkirche in Dresden wieder in Dienst gestellt. Rund 60 000 Menschen verfolgen den Festgottesdienst auf Leinwänden vor der Kirche.
Tragisch: Am Reformationstag 2006 übergießt sich der emeritierte Pfarrer Roland Weißelberg in der Baugrube für die "Waidhäuser" des Erfurter Augustinerklosters mit Benzin und zündet sich selbst an. Er verstirbt wenig später im Krankenhaus. Ein militanter Atheismus und der fehlende Bekennermut der Christen hätten ihm zu schaffen gemacht, schreibt die Kirchenzeitung.
Autor:Online-Redaktion |
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