Folge 17 – 1958 und 1959
Ein neuer Papst und Frauen im Feuerwehrauto
Erstmals wird eine Weltmissionskonferenz auf dem afrikanischen Kontinent einberufen – in Ghana. Neben der Ausbildung von Theologen in den jungen afrikanischen Kirchen spielt das Thema Weltfrieden eine Rolle.
Dietlind Steinhöfel
Der Ministerpräsident Ghanas mahnte auf der Schlussveranstaltung die politischen Mächte, auf den Rüstungswettlauf zu verzichten und die Mittel gegen die Not in Asien und Afrika zu verwenden. Die Gefahr eines Krieges lässt Kirchen und Wissenschaftler immer wieder besonders vor dem atomaren Wettrüsten warnen.
Im Jahr 1958 gibt es neue Konflikte zwischen Staat und Kirche. Die Hoffnung auf Wiedervereinigung schwindet, auch wenn die Kirche diese noch fordert.
"Glaube und Heimat" berichtet ausführlich über ein Staat-Kirche-Gespräch vom 22. Juli 1958, das die Kirche eingefordert hatte. Moritz Mitzenheim schreibt: "Bedeutsam ist zunächst einmal schon, daß dieses Gespräch stattfand."
Eines der Themen ist eine Anordnung des Volksbildungsministeriums, die unter anderem außerschulische Aktivitäten der Kinder betrifft. Diese soll nun noch einmal überprüft werden.
Zum anderen spielen der Militärseelsorgevertrag und die Glaubensfreiheit eine Rolle. Der Kirche wird ungestörte Religionsausübung zugesichert.
In Sachen Jugendweihe gibt es 1958 eine Lockerung kirchlicherseits. Auf ihrer Herbsttagung beschließt die Synode, dass es "keine Kirchenzuchtmaßnahmen" gegenüber denen geben soll, die an der Jugendweihe teilnehmen, ohne ihren Glauben zu verleugnen.
Im Oktober 1958 wird ein neuer Papst gewählt. Mit Johannes XIII. kommen überraschend neue Töne aus Rom. Er kündigt ein "ökumenisches Konzil" an. Die katholische Wochenzeitung "Tag des Herrn" wird zitiert: Der neue Papst unterscheide sich sehr von seinem Vorgänger, auch durch menschliche Nähe. Dass Ökumene vor Ort funktioniert, kommt in einem Bericht über den Martinstag in Erfurt zum Ausdruck, der Christen beider Konfessionen zusammenführt.
Im August 1959 ist Kirchentag in Frankfurt am Main. Die Teilnahme von Christen aus der DDR wird durch die DDR-Führung begrenzt: Aus jedem Kirchenkreis dürfen nur ein bis zwei Abgeordnete gesandt werden. Die Kirche kann diese jedoch selbst auswählen. Die Kirchenzeitung berichtet sowohl im Vorfeld als auch im Anschluss in mehreren Ausgaben ausführlich über die Themen und Arbeitsgruppen.
Schwierigkeiten gibt es in jenem Sommer auch beim Frauensonntag in der Superintendentur Gotha: 500 Frauen waren angemeldet, doch zwei Tage zuvor wird der geplante Transport von Gotha nach Friemar "aus technischen Gründen" abgesagt. Alle Verhandlungen bleiben erfolglos. Doch die Frauen ließen sich etwas einfallen: Sie kamen mit dem Pferdewagen, zu Fuß und sogar mit einem Feuerwehrauto. Für 200 Frauen wird kurzerhand ein zweiten Frauensonntag in Gotha organisiert.
Fundstücke
Brot für die Welt: Im Oktober 1959 wird in der Kirchenzeitung eine neue Hilfsaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland angekündigt mit dem Namen "Brot für die Welt". Regelmäßig erscheinen in wenigen Zeilen Spendenaufforderungen.
Verhaftet: Ein baptistischer Kirchenältester wird in Italien wegen "Beleidigung der Staatsreligion" verhaftet und zu zwei Wochen Haft verurteilt. Er hatte eine Liste der Dogmen der katholischen Kirche in Umlauf gebracht, die keinen biblischen Bezug haben, darunter Zölibat und Fegefeuer.
Theologinnen: Die sächsische Landessynode behandelt den Antrag einer Dresdner Kirchengemeinde, die wünscht, dass die Pfarrvikarin regelmäßig Predigtgottesdienst halten kann. Eine Änderung des Kirchengesetzes erlaubt dies nun in "einer besonderen Notlage".
Konfirmation: 1959 wird der Konfirmationstermin geändert: War dieser bisher Palmarum, so soll der Palmsonntag ab 1959 der Prüfungstag sein, die Konfirmation am Sonntag Trinitatis.
Autor:Online-Redaktion |
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