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Serie "Buga, Bibel und Botanik" (23)
Ein Pfeilschuss mit Folgen

Silberdistel | Foto: pixabay.com
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In den letzten Wochen konnten Sie auf manchen Magerwiesen die Silberdistel bewundern. Zu ihrem lateinischen Namen „Carlina“ erzählt man sich folgende Legende: Als in seinem Heere die Pest ausgebrochen war, erschien Karl dem Großen ein Engel im Traum, der ihm befahl, am kommenden Morgen einen Pfeil in die Luft zu schießen. Der Frankenkönig tat, wie ihm geheißen, der herabfallende Pfeil durchbohrte die Silberdistel. Die so markierte Heilwurzel errettete das Heer vor dem Schwarzen Tod.

Wahrscheinlich waren es die Wikinger, die im 10. Jahrhundert, also etwa 200 Jahre nach dem Frankenkönig Karl, ein Doldengewächs nach Mitteleuropa brachten, das alsbald in den hiesigen Klostergärten angepflanzt wurde. Binnen kurzem erzählte man sich im Volk, ein Engel habe die Mönche auf diese Pflanze als Schutz vor der Pest hingewiesen. Man nannte sie deshalb Engelwurz. Deutlich wird: Beide Male begegnen uns Engel als Gottes Schutzboten.

In den späteren Jahrhunderten änderten sich die Vorstellungen von den Engeln. Als aus der Neuen Welt fremde Pflanzen nach Europa kamen, fand darum auch das „jeweils aktuelle Engelsbild“ in den Pflanzennamen seinen Niederschlag. Die Engels-trompete (Brugmansia) kann mit ihrer Wirkung Halluzinationen erzeugen, so dass man „die Engel singen hört“. Oder das Engelsgras (Stipa) erinnert stark an die Haarpracht einer Blondine. Und tatsächlich wandelten sich auch in der Kunst die Engeldarstellungen mehr und mehr zu Frauengestalten.

Vielleicht fragen Sie jetzt: Und – wie ist das nun mit den Engeln? Das griechische Wort „angelos“ meint nichts anderes als den Boten. Mein Postbote ist zwar kein „Flügelträger“, wenn er einen Brief in meinen Kasten wirft, und doch schafft er dadurch eine Verbindung zu weit entfernten Freunden und Verwandten. So sind auch die Engel nichts anderes als Gottes Boten zu seinen weit entfernten Kindern. Auch Ihr Nachbar oder Sie selbst können für einen andern Menschen zu solch einem Boten – einem Engel – werden.

Die Vorstellung eines persönlichen Schutzengels hat Menschen immer wieder ermutigt, gegen das Unheil in unserer Welt anzugehen. Und so wünsche ich Ihnen vor dem Engeltag „Michaelis“ am 29. September: Gottes heiliger Engel sei mit Ihnen, dass Ihr Seele bewahrt bleibt vor den Mächten des Bösen.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Silberdistel | Foto: pixabay.com
Foto: Conny Mauroner
Autor:

Online-Redaktion

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