Anzeige

Buga, Bibel und Botanik (7)
Eine verschwiegene Königin

Gartenpfarrer Johannes Schmidt | Foto: Conny Mauroner
  • Gartenpfarrer Johannes Schmidt
  • Foto: Conny Mauroner
  • hochgeladen von Online-Redaktion

Sie gilt bei vielen Menschen als die „Königin der Blumen“: die Rose. Die meisten der heutigen Rosenarten, die Gärten und Parks zieren, sind Züchtungen aus der Apothekerrose. Ihre Beliebtheit zu allen Zeiten führte einst dazu, dass sie auf alten Gemälden immer auch als Symbolpflanze zu finden ist: Die rote Blüte erinnert an das Blut der Märtyrer, die fünf Blütenblätter der Wildrose an die fünf Wunden Christi, und die Stacheln stehen für den Schmerz der Sünde.

Heute denkt wohl kaum noch einer an diese einstige Symbolik. Die Rose gilt vielmehr als Sinnbild der Anmut, Liebe und Seligkeit. Doch auch diese Bedeutung war im Mittelalter gegenwärtig. So wurde sie zur „himmlischen Rose“. Die gotischen Kathedralen wurden deshalb oft mit einer riesigen Fensterrose, auch Rosette genannt, über dem Westeingang geschmückt. Dieses runde, mit Maßwerk gefüllte Fenster verkörperte die sich nach allen Seiten ausbreitende Liebe Gottes. Wenn der Gläubige das Gotteshaus verließ, sollte ihn dieses bunte Glasfenster genau daran erinnern.

Im Frühjahr 1517, also noch vor der eigentlichen Reformation, verwendet Martin Luther erstmals sein Petschaft, einen kleinen Siegelstempel, mit der Lutherrose. Er selbst bezeichnete sie als ein Merkzeichen seiner Theologie und hat sie in einem Brief von 1530 genauer erläutert. Der Volksmund hat diese Erklärung in dem einfachen Vers zusammengefasst: „Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn’s mitten unterm Kreuze steht.“

Wenn Sie die einfachen Blüten der Apothekerrose betrachten, werden Sie entdecken, dass die Blüte ihr Innerstes durch Blätter verhüllt. So wurde sie zum Symbol der Verschwiegenheit. Schon die Römer hängten bei bestimmten Besprechungen eine Rose an die Decke. Das hatte die symbolische Aussagekraft des „sub rosa dictum“ (unter der Rose gesagt) mit der Bedeutung: „Das muss geheim bleiben“. Auch heute ist diese Symbolik noch bekannt. Deshalb sind zum Beispiel Beichtstühle manchmal mit Rosen verziert.

Gartenpfarrer Johannes Schmidt

Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.